Düsseldorf. Von wegen, so ein Hund ist anstrengend und muss immer beschäftigt und bespaßt werden. Im Gegenteil: „Zu viel Beschäftigung kann den Vierbeiner so überdrehen, dass er kaum noch runterkommt“, sagt Dr. Barbara Schöning, Präsidentin der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und ‑therapie (GTVMT) und Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz. Wenn es allen zu viel wird, sollten Hund und Halter sich möglichst entspannen und einen Gang runterschalten.
Der Hund, ein Nervenbündel
Der Terminkalender einiger Vierbeiner steht dem eines Managers in nichts nach: heute Leinentraining, morgen ‑Parcours, übermorgen Clickertraining. Hinzukommt, dass täglich mehrere Stunden gespielt und mindestens dreimal um den Block gerannt wird. Wenn dann der Hund zum Zappelphilipp auf vier Pfoten mutiert, hören Halter häufig, dass man den Vierbeiner doch mal so richtig auspowern müsse. Fazit: Der Hund steht dauerhaft unter Strom und kommt gar nicht mehr runter, der Halter ist verunsichert und beide sind erschöpft. Das macht keinen Spaß und ist auch nicht gesund.
„Wenn der Hund permanent unter Strom steht, werden Stresshormone ausgeschüttet“, erklärt Dr. Schöning. „Das ist langfristig nicht gut für die Gesundheit des Tieres“, so die Expertin. Hoher Blutdruck, ein hoher Puls sowie Aggressivität, Unruhe und ein schwaches Immunsystem können die Folgen sein. Doch wie viel Programm tut gut?
Beschäftigung den Hundebedürfnissen anpassen
„Wie viel Auslauf ein ausgewachsener gesunder Hund tatsächlich braucht, kann man nicht in absolut gültigen Zahlen angeben“, sagt Dr. Schöning. „Abhängig von Rasse und Alter kann das sehr unterschiedlich sein.“ Bei der Beschäftigung eines Hundes gehe es auch nicht nur um Aktion und Bewegung. „Reines Strecken laufen ist langweilig und permanente Sprints können überfordern“, weiß die Fachärztin. „Sogenanntes Gehirnjogging, wie Suchspiele mit geringem Aktionsradius, ist für viele Hunde eine viel bessere Auslastung.“
Wichtig ist, dass die Übungen und die Beschäftigung über den Tag verteilt und dass dazwischen immer wieder Pausen eingelegt werden. „Daher sollten Halter ihre Tiere beobachten, schauen, was dem Hund guttut und ihm kein Programm aufzwingen“, gibt die Expertin den Tipp.
Liegt der Hund entspannt im Korb, scheint er mit seinem täglichen Beschäftigungsplan zufrieden zu sein. Trippelt er aufgeregt um die Füße seines Halters herum, geht da vielleicht noch mehr. Trotzdem: Ruhe- und Entspannungszeiten sind wichtig, damit der Hund ausgeglichen ist. Auch die Workaholics unter den Hunden, die gerne den ganzen Tag auf Trab sind, müssen mal zur Ruhe kommen. „Genau für solche Workaholics ist ein Gehirnjogging, bei dem der Schwerpunkt auf kleinen, aber sauber ausgeführten Übungen liegt, genau richtig“, so Dr. Schöning.
Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.