Das Alter allein ist kein Grund, Tierinteressierte abzuweisen

Sulzbach/Ts. Wann ist jemand zu alt für ein Tier? Ab wel­chem Alter soll­ten an Menschen kei­ne Vierbeiner mehr ver­mit­telt wer­den? Auf die­se Fragen hat die Tierschutzorganisation TASSO, die Europas größ­tes kos­ten­lo­ses Haustierregister betreibt, eine kla­re Antwort. Heike Weber, Leiterin Tierschutz bei TASSO, sagt: „Das Alter allein ist kein Grund, Tierinteressierte pau­schal von der Vermittlung auszuschließen.“

Senioren als TierhalterWeber, die jah­re­lang als Tierheimleitung tätig war, kennt die Vorurteile, denen sich älte­re Menschen aus­ge­setzt füh­len, wenn sie sich für die Aufnahme eines Tieres inter­es­sie­ren. Sie hat schon häu­fig gehört, dass Personen auf­grund ihres Alters pau­schal zurück­ge­wie­sen wur­den. „Ich hal­te es jedoch für falsch zu sagen, ab 60 Jahren ver­mit­teln wir prin­zi­pi­ell kein Tier mehr. Ältere Menschen haben sogar häu­fig mehr Zeit, sind finan­zi­ell gut auf­ge­stellt, ihre Lebenssituation ist nicht mehr vom schnel­len Wandel geprägt und sie kön­nen sich moti­viert um die Bedürfnisse des Tieres küm­mern“, sagt Weber. Sie betont, dass es bei jeder Vermittlung wirk­lich wich­tig ist, auf die ein­zel­nen Menschen und ihre Situation zu schau­en. Tierinteressierte – jeg­li­chen Alters – soll­ten vor­ab gründ­lich dar­über nach­den­ken, wel­ches Tier zu ihnen passt und ob sie die­sem wirk­lich ein Tierleben lang gerecht wer­den kön­nen. Ganz unab­hän­gig davon, ob sie sich an den Tierschutz wen­den oder ent­schei­den, ein Tier vom Züchter auf­zu­neh­men. „Wichtig ist, dass Tierinteressierte sich, bevor ein Tier ein­zieht, genau über des­sen Bedürfnisse infor­mie­ren und dann ver­nünf­tig ein­schät­zen, was sie selbst leis­ten kön­nen und wobei sie viel­leicht Unterstützung benö­ti­gen. Hierzu gehört vor allem auch, Notfallpläne zu schmie­den und zu über­le­gen, wie sie im Ernstfall auf ver­än­der­te Situationen reagie­ren wür­den“, stellt Weber klar. „Unabhängig vom Alter des Menschen benö­tigt man ein funk­tio­nie­ren­des Netzwerk, auf das man zurück­grei­fen kann, wenn ein Tier ins Leben kommt.“

Sicherlich sei es nicht die bes­te Idee, wenn jemand, der schon seit Jahren Probleme mit der Hüfte hat und nur kur­ze Strecken lau­fen kann, sich für einen beson­ders akti­ven Welpen ent­schei­det, räumt Weber ein. „Aber viel­leicht wäre die­se Person, die ger­ne und viel zu Hause ist, der per­fek­te Mensch für die bei­den älte­ren Katzen, die ein ruhi­ges und schö­nes Heim suchen. Oder auch für einen schon etwas ruhi­ge­ren älte­ren Hund, der mit klei­nen täg­li­chen Spaziergängen mehr als zufrie­den ist. Wichtig ist ein­fach, dass Mensch und Tier in allen Bereichen gut zusam­men­pas­sen.“ Dann kön­nen auch Senioren gute Tierhalter sein. Weber plä­diert dafür, dass Tierheime und Tierschutzorganisationen, aber auch Züchterinnen und Züchter wirk­lich indi­vi­du­ell auf die Interessierten und ihre Situation schau­en und nicht vor­ran­gig dar­auf, wie alt sie sind, ob sie ein Eigenheim besit­zen oder wie die fami­liä­re Lage ist. „Ein Haus mit Garten macht aus Interessierten nicht auto­ma­tisch eine gute Hundefamilie – und umgekehrt.“

Dennoch ver­steht Weber auch aus eige­ner Erfahrung, dass Tierheime genau hin­schau­en müs­sen, wem sie ein Tier ver­mit­teln. „Leider macht man über die Jahre immer wie­der schlech­te Erfahrungen und stellt plötz­lich fest, dass Menschen, die gut vor­be­rei­tet schie­nen, doch nur wenig Ahnung von Tierhaltung haben oder nicht bereit sind, sich lang­fris­tig auf die Bedürfnisse des Tieres ein­zu­las­sen. Deswegen schau­en Mitarbeiter in Tierheimen sehr genau hin. Das ist aber in der Regel nicht per­sön­lich gemeint und soll­te immer so ver­stan­den wer­den, dass sie das Beste für ihre Schützlinge wol­len“, wirbt Weber auch um Verständnis für die Situation der Tierheime und um Offenheit und Ehrlichkeit von bei­den Seiten bei der Vermittlung – immer zum Wohle der Tiere.