Düsseldorf. Seit eini­gen Jahren erfreu­en sich exo­ti­sche Zimmerpflanzen wie Fensterblatt (Monstera) oder Pfeilblatt (Alocasia) immer grö­ßer wer­den­der Beliebtheit. Laut Statista gaben 25 bis 30 Prozent der Konsumenten an, wäh­rend der Pandemie und des Lockdowns mehr Pflanzen gekauft zu haben als zuvor. „Pflanzen ver­schö­nern und bele­ben den Wohnraum. Allerdings soll­ten Tierhalter nicht ver­ges­sen, dass eini­ge der belieb­tes­ten Zimmerpflanzen für ihre Schützlinge gif­tig sein kön­nen“, sagt Jonas Liebhauser, Fachreferent für Heimtiere vom Bundesverband für fach­ge­rech­ten Natur‑, Tier- und Artenschutz e.V. (BNA).

Hübsch aber gefährlich
So schön sie auch anzu­schau­en ist: Die Begrünung des Eigenheims kann gefähr­lich für tie­ri­sche Mitbewohner wer­den, die mit den Pflanzen in Kontakt kom­men. Viele Zimmerpflanzen sind gif­tig und kön­nen bei Haustieren, die sie ver­se­hent­lich anknab­bern, zu ernst­haf­ten gesund­heit­li­chen Problemen füh­ren. Das Fensterblatt (Monstera) bei­spiels­wei­se ent­hält in Blättern, Blüten und Wurzeln Gifte wie Oxalsäure oder Resorcinol. Damit schüt­zen sich die Pflanzen vor poten­zi­el­len Fressfeinden. Physiologie und Stoffwechsel unse­rer Heimtiere sind aller­dings nicht dar­an gewöhnt, ent­spre­chen­de Mengen sol­cher Gifte auf­zu­neh­men. Daher kann es zu lebens­be­droh­li­chen Vergiftungserscheinungen kommen.

Nicht nur in der Pflanze steckt das Gift
Hund und KatzeHeimtiere kön­nen auch dazu nei­gen, Erde aus Blumentöpfen oder Pflanzkübeln auf­zu­neh­men. Dies kann auf eine Mangelversorgung mit ver­schie­de­nen Mineralien hin­deu­ten, die das Tier kom­pen­sie­ren möch­te. Allerdings kön­nen sich auch bei ver­meint­lich ungif­ti­gen Pflanzen in der Erde ver­schie­dens­te Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel oder Dünger befin­den. Neu erwor­be­ne Pflanzen soll­ten des­halb gut abge­spült und in fri­sche, unbe­han­del­te Erde umge­topft wer­den. Vor der Verwendung von im Handel erhält­li­chen Granulaten oder sons­ti­gen Substituten für Erde soll­te man unbe­dingt in der Artikelbeschreibung oder im Internet nach­le­sen, ob sie gif­ti­ge oder unver­träg­li­che Stoffe ent­hal­ten kön­nen. Man kann auch fach­kun­di­ges Personal zura­te zie­hen. Außerdem soll­te nur bio­lo­gi­scher Dünger ver­wen­det wer­den. Eine Alternative ist ein Blumentopfschutz. Er ver­hin­dert, dass Heimtiere in Kontakt mit der Erde kom­men kön­nen. Wer auf Nummer sicher gehen möch­te, soll­te die Pflanze den­noch umtopfen.

Mein Tier hat an einer Pflanze geknab­bert. Was nun?
Sollte ein Tier trotz Schutzmaßnahmen an einer gif­ti­gen Pflanze geknab­bert haben, soll­ten Halter einen fach­kun­di­gen Tierarzt auf­su­chen. Wichtig für eine geziel­te Behandlung ist zu wis­sen, wel­che Pflanze ange­knab­bert oder benagt wur­de. Denn die Pflanzengifte kön­nen sich unter­schei­den. Deshalb soll­ten Tierfreunde die Pflanze oder aus­sa­ge­kräf­ti­ge Bilder davon zum Tierarzt mit­neh­men. Die Pflanzenart nicht genau zu ken­nen, ist zunächst nicht wei­ter schlimm. Mit Apps wie „Flora Incognita“ las­sen sich Pflanzen anhand von Handyfotos bestim­men und falls not­wen­dig an heim­tier­si­che­ren Standorten unterbringen.

Giftige Zimmerpflanzen und ungif­ti­ge Alternativen
Viele Zimmerpflanzen sind bereits seit Generationen auf den Fensterbänken anzu­tref­fen. Vor allem Klassiker wie Fensterblatt (Monstera) oder Efeutute (Epipremnum) sind beliebt – aber lei­der auch gif­tig für tie­ri­sche Mitbewohner. Ebenfalls gif­tig sind Geigenfeige (Ficus lyra­ta), Birkenfeige (Ficus ben­ja­min) oder Einblatt (Sphatiphyllum sp.). Möchte man die­se durch für Tiere unbe­denk­li­che Pflanzen erset­zen oder ergän­zen, eig­nen sich hier­für Korbmarante (Calathea sp.), Goldfruchtpalme (Dypsis lute­s­cens), Ufopflanze (Pilea sp.) oder der soge­nann­te Geldbaum (Crassula sp.).

Diese Aufzählung erhebt kei­nen Anspruch auf Vollständigkeit. In jedem Fall gilt es, vor dem Kauf einer neu­en Pflanze nach­zu­for­schen, ob sie even­tu­ell gif­tig für Tiere ist. Bereits vor­han­de­ne gif­ti­ge Zimmerpflanzen soll­ten in Räumen gepflegt wer­den, zu denen die Heimtiere kei­nen frei­en oder unbe­auf­sich­tig­ten Zugang haben, um Vergiftungen auszuschließen.

Alles in allem
Zimmerpflanzen kön­nen in der Heimtierhaltung pro­ble­ma­tisch sein. Deshalb soll­ten sich ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Tierhalter über ihre Pflanzen infor­mie­ren und, falls das Heimtier unein­ge­schränk­ten Zugang zu allen Räumlichkeiten hat, vom Kauf gif­ti­ger Zimmerpflanzen abse­hen. So müs­sen Pflanzen und Heimtiere kei­ne Gegensätze sein. Wer das Bedürfnis der Tiere, an fri­schem Grün zu knab­bern, befrie­di­gen möch­te, kann etwa auf das Kriechende Schönpolster oder ver­schie­de­ne Küchenkräuter zurück­grei­fen. Auch ungif­ti­ge Wildkräuter sind will­kom­me­ne Leckerbissen für die Tiere, genau wie Salate oder Getreidesprossen wie Weizengras. Letztere las­sen sich auf der Fensterbank vor­zie­hen. Das sorgt für Abwechslung auf dem Speiseplan der Heimtiere und lässt sich auch in den kal­ten Jahreszeiten pro­blem­los umsetzen.

Quelle: BNA/IVH