Sieben Dinge, die jeder Hund können sollte

Düsseldorf. Bei Fuß, Platz, Aus: Worauf soll­te jeder Hund hören, damit das Zusammenleben funk­tio­niert? Eine Frage, die sich fast alle Halter ein­mal stel­len, wenn ein neu­er Hund ein­zieht. Erlernen Hunde schon im Welpenalter, aufs Wort zu gehor­chen, macht das spä­ter vie­les ein­fa­cher. Aber auch der Umgang mit ande­ren Hunden und mit Menschen will gelernt sein, um ent­spannt durch den Alltag zu kommen.

Hundetraining - Worauf sollte jeder Hund hören„Die Grundlage für ein gutes Miteinander soll­te bereits im Welpenalter gelegt wer­den“, erklärt Verena Helfrich, Buchautorin, jah­re­lan­ge Betreiberin einer Hundeschule und Coachin zur Persönlichkeitsentwicklung mit Hunden. „Die Hundemutter und soge­nann­te, gut geführ­te Welpenspielstunden in Hundeschulen tra­gen bei den klei­nen Hunden bereits viel zur Sozialisation bei, dass sie also spä­ter mit Menschen und Artgenossen ent­spannt umge­hen kön­nen. Außerdem gibt es eini­ge Grundkommandos, die spä­ter wich­tig sind, um den Hund kon­trol­lie­ren zu kön­nen. In der Regel beginnt die­se Art der Erziehung, sobald der Welpe ein­zie­hen darf.“ Wenn man sei­nem Hund etwas bei­brin­gen möch­te, gehö­ren zu den Grundregeln viel Geduld, regel­mä­ßi­ge Wiederholungen und posi­ti­ve Verstärkung – also das Belohnen von gewünsch­tem Verhalten durch unter ande­rem Streicheln, Lob oder Leckerli.

Erfahrene Hundehalter kön­nen ihrem Hund im Prinzip alles selbst bei­brin­gen. Anfänger dage­gen soll­ten sich in einer Hundeschule bera­ten las­sen und die Übungen dann zu Hause ver­tie­fen. Dabei ler­nen sie zudem, wie sie gute Rahmenbedingungen für das Training schaf­fen kön­nen. Unabhängig vom Erfahrungsstand kön­nen pro­fes­sio­nell aus­ge­bil­de­te Hundetrainer immer hel­fen, wenn Probleme auf­tre­ten, also etwa kei­ne Fortschritte sicht­bar wer­den oder der Hund sich weigert.

Darauf sollte jeder Hund hören

1. Sitz – Grundkommando für Kontrolle
„Sitz“ gehört zu den Lektionen, die jeder Hund beherr­schen soll­te. Zum einen hilft es dabei, Ruhe in auf­ge­reg­te Situationen zu brin­gen, wenn der Hund sich erst ein­mal set­zen soll. Mit „Platz“ wird er dar­über hin­aus auf­ge­for­dert, sich hin­zu­le­gen. „Gleichzeitig ist ‚Sitz‘ aber auch ein wich­ti­ger Startpunkt, um etwa wei­te­re Übungen zu trai­nie­ren. Es hilft dabei, dass sich der Hund voll­stän­dig auf sei­nen Halter kon­zen­triert, sodass er dann auf wei­te­re Ansagen ent­spre­chend reagie­ren kann“, so die Expertin.

2. Bleib – Geduld und Selbstbeherrschung
„Bleib“ ver­hält sich grund­sätz­lich gleich zu „Sitz“. Es ver­hin­dert, dass der Hund weg­läuft oder in gefähr­li­che Situationen gerät, etwa beim Überqueren einer Straße. „Beim Training hilft es, wenn schritt­wei­se die Dauer erhöht wird, die der Vierbeiner an sei­nem Platz ver­har­ren soll. Und wenn das funk­tio­niert, kann der Halter sich eini­ge Meter ent­fer­nen oder sogar den Raum wech­seln“, rät Helfrich. „Bleibt der Hund wie auf­ge­for­dert, wo er ist, soll­te man die­ses Verhalten posi­tiv verstärken.“

3. Hier oder Komm – Rückrufsignale
Mit einem trai­nier­ten Rückrufkommando kön­nen Halter ihren Hund jeder­zeit zu sich rufen, auch wenn die­ser gera­de nicht an einer Leine läuft. „Hunde fin­den beim Spaziergang immer wie­der Ablenkungen oder kön­nen nahe einer Straße in eine gefähr­li­che Situation gera­ten“, erklärt die Trainerin. „Ein siche­rer Rückruf auch aus ablen­ken­den, her­aus­for­dern­den Situationen gehört zu einer der Königsdisziplinen im Hundetraining. Er soll­te daher gut auf­ge­baut und schritt­wei­se trai­niert werden.“

4. Aus – Dinge loslassen
Mit „Aus“ lernt der Hund, Gegenstände wie­der los­zu­las­sen. Das kann beim gemein­sa­men Spielen hel­fen – haupt­säch­lich schützt es aber den Vierbeiner, wenn er poten­zi­ell gefähr­li­che Gegenstände am Straßenrand auf­ge­nom­men hat, die ihn bei­spiels­wei­se ver­let­zen oder ver­gif­ten könn­ten. Mit Kommandos wie „Nein“ oder „Stopp“ kann man ihn zudem dar­an hin­dern, etwas über­haupt aufzunehmen.

Übungen zum entspannten Zusammenleben

5. Leinenführigkeit – Gemeinsames Gehen
Auch das Gehen an der Leine will trai­niert sein, sodass der Hund immer an der locke­ren Leine neben sei­nem Menschen läuft und sich an die­sem ori­en­tiert. Zieht er dage­gen, kann das schnell Stress ver­ur­sa­chen. Ist der Untergrund im Winter glatt kann es sogar gefähr­lich wer­den. Der Experten-Tipp zum Üben: „Die Orientierung an sei­nem Herrchen ist auch eine wich­ti­ge Vorbereitung, um sei­nen Hund in den Freilauf ohne Leine las­sen zu kön­nen. Es soll­te daher von Beginn an geübt wer­den, dass der Hund gut mit sei­nem Menschen koope­riert und in sei­ner Nähe bleibt.“

6. Sozialisierung – Umgang mit ande­ren Hunden und Menschen
Ein Hund, der schon früh an den Umgang mit Hunden und Menschen gewöhnt wur­de, ist ent­spann­ter und reagiert sel­te­ner ängst­lich oder aggres­siv. „Hier geht es gar nicht so sehr dar­um, dass er bestimm­te Übungen mit frem­den Menschen oder Tieren durch­führt. Es reicht, wenn ein Hund schon in sei­nen ers­ten Lebenswochen posi­ti­ve und ruhi­ge Erfahrungen im gemein­sa­men Umgang macht“, erklärt Helfrich. „Generell soll­te ins­be­son­de­re im Welpenalter dar­auf geach­tet wer­den, dass sie Sozialkontakte nicht abso­lut will­kür­lich statt­fin­den, son­dern mit kom­pe­ten­ten Hunden. Einen Welpenschutz gibt es ent­ge­gen der häu­fig ver­brei­te­ten Meinung nicht – nicht jeder erwach­se­ne Hund ist freund­lich im Umgang mit Welpen. Ein erwach­se­ner Hund darf einen Welpen regu­lie­ren, wenn die­ser ihn etwa kör­per­lich bedrängt – aber er soll­te dies ange­mes­sen tun.“

7. Praktisches Beispiel: Medical Training – Entspannter Gang zum Tierarzt
„Mit einem soge­nann­ten Medical Training wer­den Hunde und ande­re Heimtiere dar­an gewöhnt, zum Tierarzt zu gehen. Das soll zum einen, das Gefühl ver­mit­teln, dass der Tierarztbesuch nichts Schlechtes ist, damit der Hund ent­spannt zur Praxis gebracht und dort behan­delt wer­den kann. Zum ande­ren geht es aber auch um eine Gewöhnung an die vie­len beson­de­ren Berührungen: Sowohl der Tierarzt als auch der Halter müs­sen immer wie­der etwa Maul, Ohren oder Pfoten begut­ach­ten und berüh­ren. Ein Hund, der das schon als Welpe lernt, hat damit weni­ger oder im bes­ten Fall kei­ne Probleme und lässt sich ent­spann­ter pfle­gen und behan­deln“, so die Hundetrainerin.

Auch Hundesenioren kön­nen noch lernen
Wie wir Menschen ler­nen Hunde beson­ders in ihrer frü­hen Entwicklung rasch und ver­in­ner­li­chen gelern­te Lektionen zuver­läs­sig. Das bedeu­tet aber nicht, dass ein Senior nichts mehr ler­nen könn­te. „Hier ist beson­ders die Geduld gefragt, denn auch Hundesenioren oder Tiere aus dem Tierschutz kön­nen noch ler­nen, es dau­ert bloß unter Umständen etwas län­ger, ein­ge­fah­re­ne Verhaltensmuster zu ändern. Man soll­te es immer wie­der ver­su­chen und auch klei­ne Fortschritte beloh­nen. Dann wer­den einer­seits all­mäh­lich grö­ße­re Fortschritte sicht­bar – es ver­bes­sert sich aber durch die regel­mä­ßi­ge inten­si­ve Zusammenarbeit ande­rer­seits auch die Beziehung zwi­schen Hund und Halter“, so die Trainerin. Hundetrainer kön­nen dabei unter­stüt­zen und wei­te­re Tipps geben, wenn eine Lektion ein­fach nicht gelin­gen will. Übersichten zu Hundetrainern in Ihrer Nähe fin­den Interessierte etwa beim Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater e.V. (BHV) oder beim Berufsverband zer­ti­fi­zier­ter Hundetrainer (BVZ-Hundetrainer) e.V.

Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.