Geheimnis ent­schlüs­selt

Osterode. Das Team des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums um die Pionierin der Diabetikerwarnhunde, Luca Barrett, erzielt bahn­bre­chen­de Erkenntnisse in einer Forschungsstudie: Hunde, die Unterzuckerungen, Überzuckerungen, Asthmaanfälle, Migräneanfalle und epi­lep­ti­sche Anfälle im Vorfeld anzei­gen, reagie­ren auf eine ver­rin­ger­te Sauerstoffsättigung im Körper von Betroffenen.

DiabetikerwarnhundIn einer sie­ben Jahre andau­ern­den Verhaltensstudie fan­den die Forscher her­aus, dass alle Hunde nicht nur auf Unterzuckerungen und Überzuckerungen gleich reagier­ten, son­dern eben­falls auf foka­le epi­lep­ti­sche Anfälle, Migräneanfälle und lebens­ge­fähr­li­che Asthmaanfälle. An der Studie nah­men über 1.000 Hunde in einem Alter zwi­schen drei Wochen und sie­ben Jahren teil, die über eine ange­bo­re­ne Fähigkeit ver­füg­ten zu war­nen, ohne Training erhal­ten zu haben. Das Warnen der Hunde zeig­te sich durch Stupsen an Hand, Ohr, Bein und Mund, Lecken an Hand und Mund und Pfote auf­le­gen und war bei allen Erkrankungen iden­tisch. Hunde, die Unterzuckerungen anzeig­ten, warn­ten eben­falls auf die­sel­be Art vor Migräneanfällen und foka­le Anfällen im Vorfeld. Diese Beobachtung leg­te nahe, dass Hunde bei allen Erkrankungen, das­sel­be bemerkten.

Zwischen Mai 2013 und Februar 2014 führ­te das Team des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums eine Studie mit 24 Teilnehmern und vier­zehn Hunden durch. An der Studie nah­men sie­ben Typ 1 Diabetiker, ein Typ 2 Diabetiker, zwei Epileptiker mit foka­len Anfällen, ein Asthmatiker und ein Migräniker, sowie 12 gesun­de Probanden teil, im Alter zwi­schen zehn und 63 Jahren. Alle vier­zehn Hunde ver­füg­ten nach­weis­lich über die ange­bo­re­ne Fähigkeit zu war­nen und zeig­ten sowohl bei ihnen bekann­ten als auch frem­den Studienteilnehmern an. Unter den Hunden waren zwei Mischlinge, sie­ben Langhaarcollies, vier Lollies ® und ein Großpudel. Jeder Studienteilnehmer wur­de über meh­re­re Tage mit ver­schie­de­nen Hunden beob­ach­tet, wobei sich jedoch immer nur ein Hund gleich­zei­tig im sel­ben Raum befand. Während die­ser Zeit tru­gen alle Studienteilnehmer ein Puls Oximeter am Finger, das den SpO2 Wert des Studienteilnehmers dau­er­haft bestimm­te. Die Diabetiker maßen in kur­zen Abständen den Blutzucker. Zu Beginn wur­de von jedem Teilnehmer der nor­ma­le SpO2 Wert bestimmt, wäh­rend bei Diabetikern der Blutzucker opti­mal war und Epileptiker, Migräniker und Asthmatiker kei­nen dro­hen­den Anfall hatten.

Bei den gesun­den Studienteilnehmern warn­te, wäh­rend der gesam­ten Studie, kei­ner der Hunde und der SpO2 Wert ver­än­der­te sich nicht. Bei allen Diabetikern sank der SpO2 Wert um min­des­tens drei Einheiten gegen­über ihrem indi­vi­du­el­len Normalwert, jedes Mal, wenn der Blutzucker in eine dro­hen­de Unterzuckerung sank oder dro­hen­de Überzuckerung stieg. Bei den Epileptikern sank der SpO2 Wert signi­fi­kant kurz vor einem foka­len Anfall. Bei dem Asthamatiker und Migräniker sank der SpO2 Wert eben­falls kurz vor einem Anfall. Jedes Mal, wenn das Puls Oximeter das Sinken des SpO2 Wertes um drei bis vier Einheiten anzeig­te, stand der Hund auf, ging zu dem Studienteilnehmer und zeig­te typi­sches Warnverhalten durch stup­sen, lecken oder Pfote auf­le­gen. Bei den Diabetikern sank der SpO2 Wert wei­ter bei Unterzuckerungen, bis um acht Einheiten, wenn der Diabetiker nach dem Warnen des Hundes nur ver­zö­gert Kohlenhydrate zu sich nahm, bis auf SpO2 91. Bei einem lang­sa­men Sinken des Blutzuckers in eine Unterzuckerung trat abwech­selnd mit nor­ma­len Werten mehr­mals eine ver­rin­ger­te Sauerstoffsättigung auf, bis zum Eintreten einer Hypoglykämie. Ebenfalls sank der SpO2 Wert wei­ter bei foka­len Anfällen und lebens­be­droh­li­chen Asthmaanfällen und nor­ma­li­sier­te sich erst wie­der, wenn der Blutzucker sta­bil war oder die Anfälle vor­über waren. Die Hunde warn­ten so lan­ge, bis der SpO2 Wert wie­der im indi­vi­du­el­len Normbereich des Betroffenen lag. Keiner der Hunde warn­te, wenn der SpO2 Wert nicht um min­des­tens drei Einheiten sank.

Die Forscher schluss­fol­ger­ten, dass die Hunde eine sin­ken­de Sauerstoffsättigung wahr­neh­men und die­se ver­ant­wort­lich ist, für das Warnen der Hunde. Durch eine sin­ken­de Sauerstoffsättigung ver­än­dert sich die Atemgeschwindigkeit mini­mal und unmerk­lich für Menschen. Die Forscher gehen davon aus, dass Hunde die gering ver­än­der­te Atemgeschwindigkeit hören, da alle Warnhunde, bevor sie war­nen deut­li­che Ohrenbewegungen zei­gen, um ein Geräusch zu loka­li­sie­ren, bevor sie zu dem Betroffenen gehen.

Assistenzhunde-Zentrum
Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum ist die größ­te Organisation für die Ausbildung von Assistenzhunden mit ver­schie­de­nen Standorten in ganz Deutschland. Die Geschäftsführerin Luca Barrett gilt als die Pionierin der Diabetikerwarnhunde und brach­te 2007 die Diabetikerwarnhunde nach Deutschland. Seit sei­ner Gründung unter­hält das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum Forschungen rund um Assistenzhunde, um das Training und die Hilfe für Menschen mit Behinderungen opti­mie­ren zu können.