Von PETA Deutschland – Lisa Kainz und HundeNachrichten – Stefan Richter
Stuttgart/Boppard. Viele Hunde sind regelrechte Staubsauger und so gar nicht daran interessiert, ob das Verschlungene auch gesund ist. Umso mehr Gedanken macht sich das andere Ende der Leine. Ernähre ich meinen Hund mit trockener oder nasser, selbst gekochter oder verarbeiteter, fleischhaltiger oder veganer Kost? Mittlerweile gibt es unzählige Variationen und Empfehlungen.
Die klassische Darreichungsform ist meist fleischhaltige Trocken- oder Dosennahrung aus dem Handel. Außerdem werden einige Hunde auch mit rohem Fleisch ernährt. Das sogenannte Barf (1) wird von Befürwortenden dieser Methode als natürlicher, artgerechter und gesünder betrachtet. Allerdings birgt das unverarbeitete Fleisch auch Gefahren durch Krankheitserreger oder Parasiten. Seit einigen Jahren werden immer mehr Hunde auch vegan oder vegetarisch ernährt. Doch ist es überhaupt gut, den Hund gänzlich ohne tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier zu ernähren?
Hunde haben bestimmte ernährungsphysiologische Bedürfnisse, die auch durch eine vegane Ernährung abgedeckt werden müssen. Sie benötigen jedoch keine konkreten Lebensmittel, sondern die darin enthaltenen Nährstoffe. Ob das Protein aus Fleisch, Tofu, Linsen, Erbsen oder Quinoa bezogen wird, spielt für die Nährstoffabdeckung daher keine Rolle. Momentan existieren bisher nicht viele Studien zu veganer Hundeernährung. Erste Befragungen ergeben jedoch, dass eine gut ausgewogene, pflanzenbasierte Kost die gesündeste Ernährungsweise für Hunde ist (2). Bei Welpen, Junghunden, schwangeren Hündinnen oder bei bestimmten Erkrankungen sollte in jedem Fall eine fachkundige Ernährungsberatung hinzugezogen werden und eine ausgewogene Ration für diese bestimmten Anforderungen zusammengestellt werden.
Vorteile einer veganen Hundeernährung
Aber warum soll der Hund überhaupt – überspitzt gesagt – von Knochen auf Karotten umgestellt werden? Beweggründe, den eigenen Hund vegan zu ernähren, sind meist Tier- und Umweltschutz. Dass Hundenahrung nur aus überschüssigen „Schlachtabfällen“ hergestellt wird, ist ein Gerücht, das sich hartnäckig hält. In Wirklichkeit verdienen Schlachthöfe jedoch ebenso an diesen vermeintlichen Nebenprodukten, da sie sich die Entsorgungsgebühr sparen und einige Hundenahrungsmarken darüber hinaus auch das Fleisch verwenden, das für den menschlichen Verzehr geeignet wäre. Eine vegane Hundenahrung verhindert aber nicht nur Tierleid, auch das Klima profitiert davon. Denn für pflanzliche Kost werden weniger Ressourcen verbraucht, weniger Schadstoffe und klimaschädliche Gase in die Umwelt gegeben, was den ökologischen Fußabdruck um einiges geringer werden lässt (3). Auch Hunde mit Unverträglichkeiten profitieren von einem fleischlosen Speiseplan. Denn viele haben Allergien gegen bestimmte tierische Proteine oder andere Bestandteile.
Darreichungsformen veganer Hundenahrung
Auch pflanzliche Hundekost kann entweder als verarbeitete Trocken- oder Dosennahrung gekauft oder aber selbst gekocht werden. Entscheidet man sich für ein veganes Alleinfuttermittel aus dem Handel, muss man sich in der Regel keine Sorgen über einen potenziellen Nährstoffmangel machen. Denn die Zusammensetzung wird von spezialisierten Teams entwickelt und stets überwacht. Vegane „Alleinfuttermittel“ gibt es in den üblichen Heimtierläden, das Sortiment ist bisher allerdings eher überschaubar. Im Internet überzeugen mittlerweile jedoch einige spezialisierte Shops mit einer guten Auswahl für gesunde und erwachsene Hunde. Beliebte Marken für vegane Hundenahrung sind beispielsweise VEGDOG, Greta, LisamitV, Ballony oder Meinert.
Wer lieber selbst den Kochlöffel schwingen möchte, sollte den Speiseplan ebenso wie beim Barfen vor allem anfangs sorgfältig planen – idealerweise in Absprache mit geschultem tiermedizinischem Personal oder einer Tierernährungsberatung. Denn sind die Zutaten einseitig oder nicht passend aufeinander abgestimmt, kommt es wie bei jeder Ernährungsform zu einem Mangel, was langfristig zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen kann.
Supplemente
Manche Nährstoffe müssen bei selbst gekochter Pflanzenkost für Hunde supplementiert werden. Essenzielle Aminosäuren (wie Taurin) oder das Vitamin B12 können allein durch eine gut geplante Lebensmittelauswahl meist nicht vollständig abgedeckt werden. Auch in der Fleischindustrie werden den Tieren, die später im Schlachthof getötet werden, oft zahlreiche Supplemente über die Nahrung zugeführt. Bei der veganen Kost supplementiert man dagegen direkt.
Die Umstellungsphase
Gerade bei der Umstellung sollte man seinen Vierbeiner gut im Blick behalten. Vereinzelt können Hunde Probleme bei der Verdauung pflanzlicher Lebensmittel sowie Unverträglichkeiten haben. Je nach Hund kann es daher wichtig sein, langsam umzustellen und zu beobachten, ob der Hund etwas nicht verträgt. Generell empfiehlt es sich, bereits vor der Umstellung einen großen Gesundheitscheck inklusive Blutbild zu machen, um einen Status quo zu bekommen. In der Regel reicht ein weiterer nach einigen Monaten, später braucht es neben dem jährlichen Gesundheitscheck in der Regel keine weiteren Kontrollen.
Fazit
Wie man seinen Hund ernährt, sollte jeder unter Berücksichtigung des Alters, der Gesundheit und persönlicher Präferenzen des tierischen Mitbewohners entscheiden. Bezieht man seine Tierliebe jedoch nicht nur auf das eigene Tier, sollte man eine pflanzliche Kost für den Vierbeiner in jedem Fall ausprobieren. Dass eine rein pflanzenbasierte Ernährung für Hunde in den meisten Fällen gesund und ein beachtenswerter Betrag zum Tier- und Umweltschutz ist, steht außer Frage. Um sicherzugehen, alle notwendigen Nährstoffe abzudecken, greift man hauptsächlich anfangs zu veganen „Alleinfuttermitteln“ aus dem Handel. Wer sich etwas erfahrener fühlt oder Hunde mit speziellen Vorlieben oder Krankheiten hat, kann auch gerne selbst an den Herd. In beiden Fällen wird empfohlen, die Umstellung langsam und bei Unsicherheiten in Absprache mit einer fachkundigen Ernährungsberatung durchzuführen sowie den Hund in der Umstellungsphase gut im Blick zu behalten.
Weitere Artikel
Quellen/Erklärungen
1. BARF (Bones And Raw Foods oder auch biologisch-artgerechtes rohes Futter) nennt man diese Ernährungsmethode, bei der Hunde ausschließlich naturbelassenes Futter erhalten, also rohes Fleisch, rohen Fisch, frische Innereien und Knochen. Meistens wird die Nahrung mit rohem Gemüse, Obst, Nüssen und kaltgepressten Ölen ergänzt.
2. Knight A, Huang E, Rai N, Brown H (2022) Vegan versus meat-based dog food: Guardian-reported indicators of health. PLoS ONE 17(4): e0265662. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0265662
3. Yavor K, Lehmann A, Finkbeiner M (2020) Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study: https://www.mdpi.com/2071–1050/12/8/3394