Bonn. Übergewichtigkeit nimmt bei Haustieren gera­de­zu epi­de­mi­sche Ausmaße an. Untersuchungen zufol­ge sind rund 50 Prozent aller Hunde und Katzen betrof­fen. Tendenz stei­gend. Übergewicht ist jedoch nicht nur ein Schönheitsfehler, son­dern kann die Gesundheit der Tiere stark beein­träch­ti­gen. Übergewicht und fal­sche Fütterung zäh­len inzwi­schen zu den häu­figs­ten Krankheitsauslösern bei Hund und Katze. Zu den Folgeerscheinungen zählen:

  • Verkürzung der Lebenserwartung und Schwächung des Immunsystems.
  • Erhöhtes Risiko von Erkrankungen wie: 
    • Arthrose/Osteoarthritis,
    • Herz- und Kreislauferkrankungen,
    • Erkrankungen des respi­ra­to­ri­schen Systems (Atmungssystem),
    • Erhöhtes Operationsrisiko,
    • Insulinresistenz,
    • Störungen des Fettstoffwechsels und Pankreatitis,
    • Störungen der Schilddrüsenfunktion,
    • Tumore (z. B. am Gesäuge),
    • Erkrankungen des Urogenitalsystems (Harn- und Geschlechtsorgane),
    • Hauterkrankungen,
    • Auftreten von chro­nisch ent­zünd­li­chen Erkrankungen.

Tierärzte und Veterinärwissenschaftler for­dern, Übergewicht bzw. Adipositas als ernst­haf­ten Behandlungsbereich stär­ker anzu­er­ken­nen und gemein­sam mit dem Tierhalter über geeig­ne­te Präventionsmaßnahmen im Rahmen eines Gewichtsmanagements nachzudenken.

Tierhalter sen­si­bi­li­sie­ren
Vor der Behandlung steht jedoch zunächst die Einsicht der Tierhalter, dass ihr vier­bei­ni­ger Hausgenosse eini­ge Pfunde zu viel auf die Waage bringt. Die sub­jek­ti­ve Wahrnehmung spricht hier häu­fig eine ande­re Sprache als die Realität. Viele Tierhalter schät­zen ihr über­ge­wich­ti­ges Tier nicht „als zu dick“ ein. Laut einer aktu­el­len Umfrage mei­nen 87 Prozent der Hundehalter, ihr Tier habe Normalgewicht, nur acht Prozent hal­ten ihren Hund für zu dick (Quelle: Forsa/Uelzener August 2022).

Die Aufgabe des Tierarztes besteht zunächst dar­in, die Tierhalter über mög­li­che Konsequenzen von Übergewicht sowie über geeig­ne­te Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung auf­zu­klä­ren. In Folge hat es der Tierhalter häu­fig selbst in der Hand, die Pfunde bei Hund und Katze pur­zeln zu lassen.

Gute und schlech­te Futterverwerter
Ausreichende Bewegung ist der ers­te Schritt zum Idealgewicht. An zwei­ter Stelle steht eine tier­ge­rech­te Fütterung. Was aber ist eine tier­ge­rech­te Fütterung?

Golden RetrieverDie Ernährung soll­te zunächst eine opti­ma­le Versorgung mit allen Nähr- und Vitalstoffen gewähr­leis­ten, egal, ob ein Hund oder eine Katze über- oder unter­ge­wich­tig ist. Für bei­de gilt, dass die Futtermenge indi­vi­du­ell fest­ge­legt wer­den soll­te, da es bes­se­re und schlech­te­re Futterverwerter gibt. Die Futterverwertung beim Hund ist etwa nied­rig, wenn er viel von dem Futter auf­neh­men muss, um sein Gewicht zu hal­ten. Bei guten Futterverwertern und guter Verdaulichkeit des Futters reicht hier­zu eine gerin­ge­re Futtermenge aus. Bei Übergewicht muss die Energieaufnahme über das Futter ver­rin­gert wer­den. Dies erreicht man über die Futtermenge selbst nach dem Motto „FdH“. Mit fes­ten Fütterungszeiten und regel­mä­ßi­gen Gewichtskontrollen kann man sich einen ers­ten Überblick verschaffen.

Tierärztliche Kontrolle ist wichtig
Starkes Übergewicht bekommt man damit allei­ne aber nicht mehr in den Griff. Reduktionsdiäten mit hohem Proteingehalt bei gerin­gem Fettgehalt wir­ken sich posi­tiv auf die Gewichtsabnahme aus. Sie soll­ten aber nur bei nie­ren­ge­sun­den Tieren und bei lang­fris­ti­gem Einsatz unter tier­ärzt­li­cher Kontrolle ange­wen­det wer­den. Eine wei­te­re mög­li­che Maßnahme ist die Energieverdünnung des Futters. Dies wird über die Beimischung von Rohfaserträgern (pflanz­li­che Produkte) erreicht. Besonderer Vorteil ist das ver­bes­ser­te Sättigungsgefühl und dass eine grö­ße­re Menge die­ses Futters auf­ge­nom­men wer­den kann. Eine Adipositastherapie kann letzt­lich aber nur dann erfolg­reich sein, wenn sich der Hund auch mehr bewegt.

Nährstoffgehalte des Futters berücksichtigen
Auch für die Katzen kön­nen fes­te Fütterungszeiten fest­ge­legt wer­den, bei erwach­se­nen Katzen am bes­ten zwei- oder drei-mal am Tag. Es gibt lei­der auch Katzen, denen das natür­li­che Sättigungsgefühl abhan­den­ge­kom­men ist, und die mehr fres­sen als sie soll­ten. Zusätzlich tra­gen ener­gie­rei­che Futtermittel zu einem zu hohen Körpergewicht bei. Adipositas macht die Katze nicht nur trä­ge, son­dern begüns­tigt auch ver­schie­de­ne orga­ni­sche Krankheiten. Dem Übergewicht der Katze kann wie beim Hund dadurch begeg­net wer­den, indem weni­ger gefüt­tert oder ein ener­gie­re­du­zier­tes Diät-Futter gege­ben wird. Die Angabe des Nährstoffgehaltes auf der Verpackung ist eine wich­ti­ge Orientierungshilfe: Eine Katze von vier Kilogramm Körpergewicht benö­tigt durch­schnitt­lich etwa 1.200 kJ/Tag (300 kcal), eine Katze mit einem Gewicht von fünf Kilogramm benö­tigt rund 1.400 kJ (340 kcal). Wichtig ist, beson­ders bei der Fütterung von Trockenfutter, dass jeder­zeit aus­rei­chend fri­sches Wasser zur Verfügung steht. Vor allem kas­trier­te Wohnungskatzen nei­gen dazu, dick zu wer­den, weil ihre Aktivität begrenzt ist. Besondere Aufmerksamkeit ist in die­sen Fällen geboten.

Fazit: Reduzierte Futterzuteilung, ein Bewegungsprogramm und regel­mä­ßi­ge Wiegekontrollen sind wesent­li­che Elemente eines Gewichtsmanagements, das am bes­ten vom Tierarzt beglei­tet wird. Auch spe­zi­el­le Diätfutter hel­fen auf dem Weg zu den Idealmaßen.

Weiterer Beitrag zum Thema: Wenn der Hund zu dick ist: Abspecken lohnt sich.

Bundesverband für Tiergesundheit (BfT)