Bonn. Christliche Bestattungen für Heimtiere: Was derzeit kaum vorstellbar erscheint, könnte doch bald wahr werden. Zumindest, wenn es nach dem Moraltheologen Prof. Michael Rosenberger geht.
Der römisch-katholische Priester, zugleich Prorektor der katholischen Privatuniversität Linz, spricht sich insbesondere für eine christliche Bestattung solcher Heimtiere aus, zu denen der Halter ein enges Verhältnis hatte, „die gleichsam zur Familie zählten“. Das schreibt Rosenberger in der Zeitschrift für christliche Kultur „Stimmen der Zeit“.
In dem Aufsatz „Tiere bestatten? – Theologische Überlegungen zu einem gesellschaftlichen Trend“ verweist der gebürtige Würzburger darauf, dass allein in Deutschland während der vergangenen beiden Jahrzehnte rund 120 Tierfriedhöfe entstanden seien. Er schreibt von einem „kometenhaften Aufstieg von Tierbestattungen im deutschen Sprachraum“ wie in vielen anderen Industrienationen. Offenbar handele es sich um ein „Zeichen der Zeit“. „Dieses zu erkennen und im Licht des Evangeliums zu deuten, gehört zu den vorrangigen Aufgaben der Kirchen“, findet der Theologe.
Zwar mieden die christlichen Kirchen derzeit noch religiöse Tierbestattungen. Gleichwohl sprächen keine lehramtlichen Stellungnahmen dagegen, so Rosenberger. Auch sei der Unterschied zwischen Mensch und Tier viel kleiner, als noch vor Jahrzehnten gedacht. Aus christlicher Sicht entscheidend jedoch sei, wie es um die Beziehung Gottes zu Tieren und der Tiere zu Gott stehe. Und an dieser Stelle sei festzuhalten, dass das Tier einen unmittelbaren Gottesbezug habe. Denn es sei von Gott erschaffen, für gut befunden und in die Erlösung einbezogen worden.
Rosenberger kommt zu dem Ergebnis, dass bei Tierbestattungen – mit Ausnahme des Requiems – dieselben kirchlichen Rituale und Symbole in Betracht kämen wie bei einem menschlichen Begräbnis, seien es die Osterkerze, das Kreuz, der Erdritus oder das Weihwasser. Der Theologe stützt sich nicht zuletzt auf die zweite Enzyklika von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Darin heißt es unter anderem: „Gemeinsam mit allen Geschöpfen gehen wir unseren Weg in dieser Welt.“ Oder auch: „Denn der Mensch (…) ist berufen, alle Geschöpfe zu ihrem Schöpfer zurückzuführen.“
Quelle: Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft