Berlin. Nicht nur Kreativagenturen sind auf den Hund gekom­men. Mittlerweile erken­nen immer mehr Unternehmen, welch posi­ti­ven Effekt ein Hund im Büro auf die Mitarbeiter haben kann und erlau­ben das Mitbringen eines Hundes. Das ergab auch eine Studie von Weenect, dem fran­zö­si­schen Marktführer für GPS-Tracker für Hunde und Katzen. 62,5 Prozent der 902 befrag­ten Kunden aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien und der Schweiz neh­men ihren Hund mit zur Arbeit, davon mehr als die Hälfte der Angestellten (52,98 Prozent) und fast jeder Selbstständige mit 90,11 Prozent.

Corona sei Dank – die Transformation der Arbeitswelt macht’s möglich
Eine beein­dru­cken­de Zahl, die auch auf die ver­än­der­te Arbeitssituation seit der Pandemie zurück­ge­führt wer­den kann. Laut Verband des deut­schen Hundewesen (VDH) stieg die Zahl der Hundekäufe wäh­rend des Lockdowns um min­des­tens 20 Prozent an, da es im Homeoffice leich­ter war, sich um den Vierbeiner zu küm­mern. Doch seit Ende der Pandemie rufen immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter wie­der zurück ins Büro – und damit auch die neu­en vier­bei­ni­gen Begleiter. Denn wo sol­len sie blei­ben, wenn Herrchen und Frauchen den gan­zen Tag im Büro sind? Und im Kampf um Talente gehen Unternehmen heu­te mehr auf Sonderwünsche ein als frü­her. Deshalb brin­gen heu­te 52,7 Prozent derer, die ihren Hund mit ins Büro neh­men, sogar täg­lich in Begleitung ihres Vierbeiners. Rund ein Fünftel brin­gen ihren Hund zwei- bis drei­mal mit ins Büro.

Die Bedürfnisse des Hundes im Blick – Tierärztin Sylvia Masson klärt auf
Interessant dabei: der Großteil der Office-Hunde (48,35 Prozent) ver­bringt einen übli­chen Arbeitstag mit sie­ben bis acht Stunden im Büro. Hört sich erst mal lang an. „Doch wenn der Hund einen ruhi­gen Platz zum Schlafen hat, sich im Büro wohl­fühlt und auch regel­mä­ßi­ge Pausen an der fri­schen Luft erhält, von denen ja Herrchen und Frauchen eben­so pro­fi­tie­ren, dann kann es für den Hund deut­lich stress­frei­er sein, als wenn er allei­ne zu Hause war­ten muss“, erklärt die Tierärztin und Weenect-Expertin Sylvia Masson. „Doch ein Hund soll­te lang­sam dar­an gewöhnt wer­den. Erst mal mit einem hal­ben Tag begin­nen, sodass der Hund die Umgebung, Menschen und Abläufe ken­nen­lernt und dann peu à peu ver­län­gern“, rät sie. „Häufiges Lecken, stän­di­ges Gähnen, Unruhe und im schlimms­ten Fall auch Kläffen und Knurren sind aller­dings Warnzeichen. Dann ist der Hund über­for­dert und spä­tes­tens dann soll­te der Aufenthalt abge­bro­chen werden.“

Merkmale eines Office Dogs und sei­ne Bedürfnisse
BürohundDoch ist jeder Hund geeig­net, um einen Tag im Büro zu ver­wei­len? „Es gibt kei­ne gene­rel­le Rassenempfehlung für den Office Dog per se. Wichtiger ist es, dass der Hund einen aus­ge­gli­che­nen Charakter hat und Menschen gegen­über freund­lich ist“, erklärt Sylvia Masson. Manche Unternehmen set­zen dies bereits als Bedingung vor­aus, wenn auch nur 13,65 Prozent der Befragten bestä­tig­ten, dass das Mitbringen eines Hundes im Büro gere­gelt sei. Diese Regeln aller­dings umfas­sen bei­spiels­wei­se Impf‑, Entwurmungs- und Leinenpflicht, eine Platzierung des Hundes hin­ter dem Schreibtisch. Teilweise sind Hund nur auf bestimm­ten Etagen oder in Einzelbüros erlaubt. „Letzlich geht es dar­um, dass das Arbeiten wei­ter­hin pro­duk­tiv und har­mo­nisch für alle Kollegen sein soll­te. Da ist Rücksichtnahme auf Menschen, die all­er­gisch auf Tierhaare sind oder Angst vor Tieren haben, eine Grundbedingung.“

Doch genau­so soll­te auf die Bedürfnisse des Hundes geach­tet wer­den. „Oft pas­siert es, dass Mitarbeiter unge­fragt zum Hund gehen, ihn strei­cheln oder zum Spielen ani­mie­ren wol­len, was kon­tra­pro­duk­tiv sein kann, wenn der Hund gera­de zur Ruhe gekom­men ist. Der Schlafplatz des Hundes soll­te tabu sein, damit das Tier einen Schutzraum hat, in dem es sich ent­span­nen kann. Und nur ein ent­spann­ter Hund kann auch eine ent­spann­te Atmosphäre im Büro erzeu­gen“, erklärt Sylvia Masson.

Der tie­ri­sche Wellnessbeauftragte im Office
Dass die Atmosphäre im Büro durch das Mitbringen eines Hundes sich ver­än­dert, das sieht auch der Großteil (77,2 Prozent) der Weenect-Befragten. 83,4 Prozent emp­fin­den die Atmosphäre als deut­lich posi­ti­ver. Die Hälfte (50,7 Prozent) neh­men Kollegen als offe­ner und ent­spann­ter wahr und sogar der Hundebesitzer fühlt sich ent­spann­ter (48,1 Prozent). Lediglich 0,95 Prozent emp­fin­den Kollegen als generv­ter als sonst.

Und was ist, wenn meh­re­re Hunde gleich­zei­tig im Büro sind? Potenzieren sich dann Spaß und Entspannung?
Zwei Bürohunde gleich dop­pelt Spaß? Jein. Ein Besuch im Weenect Büro.
Bei Weenect, dem GPS-Trackerunternehmen für Hunde und Katzen, ist Hundebesuch eine Selbstverständlichkeit. Doch ganz ohne Regeln geht es nicht, gera­de, wenn zwei Hunde sich nicht ganz grün sind. Das muss­ten Co-Gründerin und Head of Sales Bénédicte de Villemeur-Vieille und Eleonora Face, Event Coordinator, erken­nen. Ihre bei­den Rüden ‚Sid’, ein neun­jäh­ri­ger Mischling, und der sechs Jahre alte Shiba Inu namens ‚Yako’ sind bei­des sehr ruhi­ge Bürogesellen, solan­ge sie allei­ne vor Ort sind.

„Sid schläft ger­ne zu Füßen unterm Schreibtisch, wäh­rend Shiba sich auch mal frech selbst vor den Rechner setzt. Leider kön­nen sich bei­de nicht aus­ste­hen, was zwi­schen­zeit­lich zu aggres­si­ven Vorfällen im Büro führ­te“, erzählt Bénédicte de Villemeur Vieille. „Seither haben wir das System ein­ge­führt, dass wir uns abstim­men und die Hunde an unter­schied­li­chen Tagen ein­zeln ins Büro bringen.“

Wenn sie aber dann doch bei­de gleich­zei­tig vor Ort sind, müs­sen sie in sepa­rier­ten Räumen gehal­ten wer­den. Damit haben sie deut­lich weni­ger Stress, sind aber den­noch mit ihren Besitzerinnen dabei und das Team kann in Ruhe arbeiten.

„Wer kann, der lässt die Hunde sich zunächst im Freien ken­nen­ler­nen“, rät Sylvia Masson. Wenn sich Hunde vor­her auf neu­tra­lem Boden unge­zwun­gen ken­nen­ler­nen und das Verhältnis bei einem gemein­sa­men Spaziergang sta­bi­li­siert wird, dann soll­ten sich die Hunde im Büro auch akzep­tie­ren – für eine har­mo­ni­sche Arbeitsatmosphäre für Zwei- und Vierbeiner.