Die Hälfte aller europäischen Länder
kämpft mit einer großen Streuner-Population

Hamburg. In Deutschland gibt es kei­ne offi­zi­el­len Zahlen von Streunerhunden und ‑kat­zen. Schätzungen gehen jedoch von meh­re­ren Tausend streu­nen­den Hunden und etwa zwei Millionen hal­ter­lo­sen Katzen aus – auf den Straßen Europas sol­len es sogar ins­ge­samt 100 Millionen sein. Zuletzt stan­den streu­nen­de Hunde in der Türkei im Fokus, als das tür­ki­sche Parlament eine Gesetzesänderung beschloss, die eine lang­fris­ti­ge Massenunterbringung und Tötung von die­sen Hunden erlaubt. Die glo­ba­le Tierschutzorganisation VIER PFOTEN weist auf die Ineffektivität die­ser grau­sa­men Methoden hin und zeigt, wie es bes­ser geht.

VIER PFOTEN Streunerhilfe„Millionen von Hunden leben auf den Straßen Europas – damit zäh­len Streuner zu den drän­gends­ten Tierschutzproblemen Europas“, sagt Manuela Rowlings, Leiterin der VIER PFOTEN Streunerhilfe in Europa. Die streu­nen­den Hunde ein­fach weg­zu­sper­ren, ist kei­ne Lösung. Wie auch in Deutschland, sind im euro­päi­schen Ausland die meis­ten Tierheime über­füllt mit Hunden und Katzen, die – in vie­len Fällen ver­geb­lich – auf ein neu­es Zuhause war­ten. Darum küm­mert sich VIER PFOTEN seit 25 Jahren um streu­nen­de Tiere, hilft Katzen und Hunden auf der Straße. „Um das Wachsen der Streunerpopulation zu stop­pen, braucht es einen viel­schich­ti­gen Ansatz. Zum einen bin­den wir die Gemeinden eng ein zum ande­ren klä­ren wir über ver­ant­wor­tungs­vol­le Tierhaltung und Adoptionsprogramme auf und wen­den die Fangen-Kastrieren-Impfen-Freilassen-Methode mit Bestandskontrolle an“, erklärt Rowlings.

Erfolgreiches Streuner-Management in Sofia
In Sofia, Bulgarien, wo VIER PFOTEN seit 2008 tätig ist, hat sich der mehr­stu­fi­ge Ansatz bereits bewährt. Bevor die inter­na­tio­na­le Tierschutzorganisation ihre Arbeit vor Ort auf­nahm, wur­den von 1999 bis 2006 mehr als 70.000 streu­nen­de Hunde von den Behörden getö­tet, was sich als grau­sam und unwirk­sam erwies. Seit 2007 betreibt VIER PFOTEN neben der Gemeindearbeit und Aufklärungsprogrammen auch mobi­le Kliniken sowie eine sta­tio­nä­re Klinik, die tier­ärzt­li­che Versorgungen, Impfungen und Kastrationen von Streunern anbie­ten. Somit konn­te die Zahl der streu­nen­den Hunde in Sofia von 11.000 im Jahr 2007 auf nur noch 3.600 im Jahr 2018 gesenkt wer­den. Der Bestand ist seit­dem wei­ter­hin rück­läu­fig. Während VIER PFOTEN in Deutschland noch immer die Aufnahme einer Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von Hunden und Katzen für die Tierschutzgesetznovelle von der Bundesregierung for­dert, sind Hundehalter:innen in Bulgarien bereits ver­pflich­tet, ihre Tiere zu regis­trie­ren. Das trägt wesent­lich dazu bei, dass sie nicht mehr aus­ge­setzt wer­den – der Hauptgrund für Streunerpopulationen. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung wur­de VIER PFOTEN vom Europäischen Parlament als Best-Practice-Beispiel zur Reduzierung des Streunerhunde-Bestands in Sofia ausgezeichnet.

Vor allem Osteuropa betroffen
Mehr als die Hälfte der euro­päi­schen Länder haben ein Problem mit Streunern. Osteuropa ist am stärks­ten betrof­fen. Neben Bulgarien ist VIER PFOTEN in Moldawien, Rumänien, in der Ukraine und im Kosovo in der Streunerhilfe aktiv. Ebenso ist die Tierschutzorganisation auch in Südafrika und Südostasien in die­sem Bereich tätig.