Von Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA
Stuttgart. Etwa 9,4 Millionen (*1) Hunde leben in deutschen Haushalten, somit zählt der Hund zu den beliebtesten tierischen Mitbewohnern der Deutschen. Kein Wunder: Die treuen Fellnasen werden nicht umsonst als bester Freund des Menschen bezeichnet. Hunde nutzen viele verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten, um sich auszudrücken: Körpersprache, Gerüche, Töne und Berührungen. Die Körpersprache ist die wichtigste Form, über die Hunde uns ihr Befinden mitteilen. Leider wird die Hundesprache häufig fehlinterpretiert. Immer wieder kommt es zu Missverständnissen, unter denen Hund und Mensch leiden, bis zu Beißvorfällen. Um solche dramatischen Zwischenfälle zu vermeiden, ist es wichtig, dass wir Menschen das Kommunikations-Repertoire der Vierbeiner verstehen und entsprechend reagieren. So fühlt sich unser tierischer Freund von uns verstanden, sein Vertrauen wächst und er kann mit uns gemeinsam jede Alltagssituation meistern. Aufgrund der schier endlosen Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation von Hunden enthält dieser Artikel nur eine Auswahl der wichtigsten Aspekte. Somit besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Die Hundesprache sollte zudem immer im Kontext gesehen werden.
Beschwichtigungssignale
Die sogenannten Calming Signals gehören zu den wichtigsten Signalen, die Hunde in der Kommunikation mit Artgenossen und auch mit uns Menschen tagtäglich einsetzen. Das Tier nutzt sie, um Anspannung abzubauen, Konflikte zu vermeiden, sich selbst zu beruhigen und sein Gegenüber freundlich zu stimmen. Gähnt der Hund, wendet den Kopf ab, verlangsamt seine Bewegung oder „trödelt“, so versucht er, dadurch zu beschwichtigen. Auch wenn sich die Vierbeiner die Nase oder den Mund lecken, auf dem Boden schnüffeln, blinzeln, die Augen zusammenkneifen, einen Bogen gehen oder urinieren handelt es sich meist um Calming Signals.
Schwanzwedeln
Hunde wedeln aus diversen Gründen mit der Rute – nicht immer drücken sie damit Freude aus. Schwanzwedeln deutet in erster Linie auf einen Erregungszustand hin. Hunde verwenden es in unterschiedlichsten emotionalen Zuständen: von Angst über Selbstbewusstsein und Freude hin zu Unsicherheit. Grundsätzlich muss hier stets die gesamte Körperhaltung des Tieres beobachtet werden, um die Situation und den Gemütszustand des Vierbeiners richtig einzuordnen.
Knurren
Wenn ein Hund knurrt, sollte das immer ernst genommen werden. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: etwa Beuteverteidigung, Angst, Schmerzen, Unwohlsein oder Frust. Wichtig ist, dass wir nicht mit einem knurrenden Hund schimpfen, sondern versuchen, die Ursache dafür herauszufinden. Geht es beim Knurren beispielsweise um die Verteidigung von Essen, kann der Halter ein Tauschgeschäft anbieten (z. B. Leckerlis oder ein Spielzeug).
Missverstandene Zuneigungsbekundungen
Was Menschen als Zuneigungsbekundung empfinden (z. B. Umarmungen), kann für einen Hund das Gegenteil bedeuten. Die Vierbeiner interpretieren etwa Umarmungen häufig als ein Zeichen für Dominanz und fühlen sich dadurch schnell eingeschüchtert. Das zeigen sie oft durch Beschwichtigungssignale. Um den Vierbeinern Zuneigung zu zeigen, können Menschen eine extra Spieleinheit mit dem Hund einlegen oder ihn mit dem Lieblingsleckerli belohnen. Eine weitere Zuneigungsbekundung, die viele Menschen bei Hunden anwenden, ist das Streicheln bzw. Tätscheln des Kopfes und des Gesichts. Die tierischen Mitbewohner erdulden dies oft, aber es ist ihnen trotzdem meist unangenehm. Wird der Kopf beispielsweise beim Hundetraining als gut gemeinte Belohnung getätschelt, empfindet der Vierbeiner dies häufig als Bestrafung und bringt die Situation daher eher mit etwas Negativem in Verbindung. Wer dem Hund seine Zuneigung zeigen und ihn belohnen möchte, begibt sich am besten in die Hocke und krault ihn seitlich am Hals, am Rücken oder an der Schwanzwurzel. Der Halter sollte sich stets überlegen, ob der Hund diese Streicheleinheit wünscht, und es akzeptieren, wenn sich das Tier von ihm abwendet.
Welpenschutz
Oft wird angenommen, dass junge Hunde einen gewissen Welpenschutz besäßen. Dies trifft jedoch nicht zu – sie erfahren lediglich im eigenen Rudel eine erhöhte Toleranz. Kommt ein Welpe mit einem anderen Hund zusammen, sollte der Halter genauestens beobachten, was vor sich geht, und im Fall einer Bedrängnis des Welpen schnell eingreifen. Häufig erkennen sie die Drohgesten älterer Hunde noch nicht. Auch sollten Hundehalter sich nicht darauf verlassen, dass jeder Hund gut sozialisiert ist. So kann man den Welpen vor negativen Erfahrungen schützen.
Fazit
Wer einen Hund adoptieren möchte, sollte sich im Vorfeld und auch danach intensiv damit beschäftigen, was der Vierbeiner auf welche Art und Weise mitteilen möchte. Für ein gutes Zusammenleben empfiehlt PETA den Besuch einer Hundeschule, die mit positiver Bestärkung arbeitet, und die erfolgreiche Teilnahme an einem Hundeführerschein. Mit genug Zeit, Mühe und den richtigen Informationen steht dem harmonischen Zusammenleben nichts im Wege.
[1] Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (2018): Zahl der Heimtiere in Deutschland stark gewachsen. Online abrufbar unter: https://www.zzf.de/presse/meldungen/meldungen/article/zahl-der-heimtiere-in-deutschland-deutlich-gewachsen‑1.html. (12.6.2019).
PETA Deutschland e.V.