Mit ein­fa­chen Tricks kön­nen Hundehalter die Tiere bei der Nasenarbeit unter­stüt­zen. PETA-Expertin erklärt, war­um die Nase für Vierbeiner das wich­tigs­te Sinnesorgan ist.

Stuttgart. Der wich­ti­ge Riecher: Welcher Hundehalter kennt das nicht? Die Zeit drängt bei einem Spaziergang und der Vierbeiner bleibt immer wie­der ste­hen, um zu schnüf­feln. Schnell wird an der Leine gezo­gen und so der kur­ze Stopp unter­bro­chen. Worüber sich Menschen in der Regel kaum Gedanken machen, hat für die Tiere Konsequenzen: Sie wer­den bei der Informationsaufnahme gestört. Monic Moll, Fachreferentin für tie­ri­sche Mitbewohner bei PETA, erklärt, war­um die Nase für Hunde so wich­tig ist, war­um der Hundekörper beim Schnüffeln auf Hochtouren läuft und wie Tierhaltende die Vierbeiner bei der Nasenarbeit unter­stüt­zen können.

„Verglichen mit dem Menschen haben Hunde etwa zehn­mal mehr Riechzellen – sie sind wah­re Schnüffelweltmeister. Deshalb ist es für sie auch so wich­tig, die Umgebung beim Spaziergang aus­gie­big mit der Nase zu erkun­den“, so Monic Moll. „Das inten­si­ve Schnüffeln ist ein Hunde-Grundbedürfnis. Für Menschen ist es ver­gleich­bar mit Zeitung lesen oder einem infor­ma­ti­ven Treffen mit Bekannten. Bei Spaziergängen muss auf die Tier-Bedürfnisse geach­tet wer­den und die Zeit den Hunden gehören.“

Hundegruppe - SozialkontaktDurch das Schnüffeln ver­sor­gen sich Hunde mit Informationen aus ihrer Umgebung und kom­mu­ni­zie­ren mit ihren Artgenossen: Über das gegen­sei­ti­ge Beschnuppern ler­nen sich Hunde näher ken­nen. Sie fin­den so her­aus, wie es um das Geschlecht, das Alter, die Paarungsbereitschaft, das Gemüt, die Gesundheit und die Ernährung des ande­ren steht. Für Hunde sind das wesent­li­che Informationen, die Auskunft dar­über geben, ob der Artgenosse sich bei­spiels­wei­se zur Fortpflanzung eig­net oder eine Bedrohung darstellt.

Egal, ob Welpe oder Senior, groß oder klein – jeder Hund will schnüf­feln: Auch Hunde klei­ner „Rassen“ haben das Bedürfnis, aus­gie­big spa­zie­ren zu gehen und dabei die neus­ten Informationen zu sam­meln. Für Chihuahua und Co. ist es eine Qual, stän­dig auf dem Arm oder in einer Tasche her­um­ge­tra­gen zu wer­den und so nie­mals rich­tig Hund sein zu dür­fen. Auch wenn Vierbeiner nicht so weit lau­fen kön­nen, soll­te man die Zeit fürs aus­gie­bi­ge Schnüffeln ein­pla­nen und inter­es­san­te Routen für die Hunde aus­wäh­len. Am bes­ten eig­nen sich dazu Wege, die etwas ruhi­ger sind und auch von ande­ren Hundehaltern ger­ne zum Spazierengehen aus­ge­wählt werden.

Schnüffeln kann im Umgang und Sozialverhalten mit ande­ren Vierbeinern der Beschwichtigung die­nen: Es ist also immer situa­ti­ons­be­dingt zu bewer­ten. Trifft der Vierbeiner auf einen ande­ren Hund, kommt es häu­fig vor, dass sich einer der bei­den plötz­lich abwen­det, um an etwas zu schnüf­feln. Dieses leich­te „aus dem Weg gehen“ kann in poten­zi­ell ange­spann­ten Situationen dees­ka­lie­rend wirken.

In der Natur gibt es tol­le Möglichkeiten für Nasenarbeit mit dem Hund: Hunde kön­nen durch ihren aus­ge­präg­ten Geruchssinn unter ande­rem Richtungen orten und in ihrem Gehirn eine Art Geruchskarte erstel­len. Auf ihren täg­li­chen Spaziergängen neh­men sie vie­le Spuren wahr, etwa eine Maus, einen Igel und ande­re Wildtiere, die den Weg gekreuzt haben. Hunde jagen zu las­sen, ist aller­dings tabu! Als Alternative kön­nen Menschen die Tiere mit Suchspielen posi­tiv beschäf­ti­gen. Das Lieblingsspielzeug oder aus beson­de­ren Leckerbissen eine Spur zu legen, schafft Abwechslung. Auch Leckerchen in Baumrinden, hin­ter Hecken, auf Bänken oder unter Blättern ver­steckt kom­men bei den meis­ten Hunden gut an.

Die eige­nen vier Wände eig­nen sich gut zum inten­si­ven Schnüffeltraining: In pas­sen­den „Schnüffelteppichen“, die im Fachhandel erhält­lich sind, oder selbst gebas­tel­ten „Such-Boxen“ aus Karton kön­nen Hundehalter die Lieblingsleckerchen oder das Lieblingsspielzeug des Vierbeiners ver­ste­cken. Ein Training, das den Hund auch men­tal aus­las­tet und ihn krea­tiv beschäf­tigt, wäh­rend mensch­li­che Familienmitglieder z. B. im Homeoffice arbeiten.

Achtung: Nasenarbeit ist für Hunde sehr anstren­gend. Tierhaltende müs­sen dafür sor­gen, dass die Tiere Zugang zu fri­schem Wasser haben, denn ihre Nasenschleimhäute wer­den bei den Suchspielen schnell tro­cken. Während der Nasenarbeit atmen Hunde bis zu 300 Mal pro Minute ein und aus, durch das Hecheln und Schnüffeln ver­lie­ren sie viel Wasser. Nach gut zehn Minuten inten­si­ven Trainings sind unge­üb­te Tiere völ­lig außer Atem. Kein Wunder, sie voll­brin­gen schließ­lich kör­per­li­che und geis­ti­ge Höchstleistung.