Bonn. Mit dem Ziel, den Teufelskreis der unkontrollierten Vermehrung von Hunden in Rumänien zu durchbrechen, haben der Deutsche Tierschutzbund und sein Mitgliedsverein Tierhilfe Hoffnung ein Modellprojekt auf den Weg gebracht. In den kommenden fünf Jahren wollen die Tierschützer in Kooperation mit der nationalen und der regionalen Veterinärbehörde dafür sorgen, dass Hundebesitzer im Landkreis Argeș ihren gesetzlichen Halterpflichten nachkommen. Ansässige Tierärzte werden überprüfen und dafür Sorge tragen, dass gehaltene Hunde gekennzeichnet und registriert sowie gegen Tollwut geimpft sind. Die ebenfalls vorgeschriebene Kastration wird für bislang unkastrierte Hunde von der Tierhilfe Hoffnung übernommen. Um bis zu 40.000 Kastrationen pro Jahr stemmen zu können, setzt die Tierhilfe Hoffnung – neben ihren Kastrationsmobilen – auf ein neues, für das Projekt errichtetes Kastrations- und Registrationszentrum. Es ist das erste Zentrum dieser Art in Rumänien, das nach einem vom Deutschen Tierschutzbund und der Tierhilfe Hoffnung für das Land erstellten Gesamtkonzept für Straßenhunde arbeitet. Das Konzept zeigt auf, dass das Kastrieren nicht nur humaner ist, sondern auch effektiv – anders als die grausame und unethische Tötung von Straßenhunden. Seit Inkrafttreten des „Tötungsgesetzes“ im Jahr 2013 dürfen Straßenhunde in Rumänien eingefangen und nach einer Verwahrfrist von 14 Tagen getötet werden.
„Nach mehr als 24 Jahren Tierschutzarbeit in Rumänien, zuletzt über zehn Jahre unter dem Tötungsgesetz, ist das von uns angestoßene Modellprojekt ein richtungsweisender Schritt“, kommentiert Matthias Schmidt, Vorsitzender der Tierhilfe Hoffnung. „Mit dem Projekt setzen wir den Fokus auf die Kastration der Hunde, die ein Zuhause haben. Diese Tiere vermehren sich unkontrolliert und sorgen für immer neuen Zuwachs bei den Straßenhunden, welche dann Gefahr laufen, in Tötungsstationen zu landen. Nimmt die Zahl der Hunde auf den Straßen durch das Projekt ab, haben wir die Hoffnung, dass zukünftig weniger Straßenhunde in den Tötungsstationen landen, sondern nach ihrer Kastration wieder freigelassen werden dürfen.“
„Die Kastration ist der Schlüssel im Kampf gegen Leid und Tod der Straßenhunde“, ergänzt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir sind froh und stolz, dass die von uns erarbeiteten Vorschläge für das Modellprojekt nun umgesetzt werden. Ziel muss sein, die mehr 140 Tötungsstationen in Rumänien zu Kastrations- und Registrationszentren umzurüsten. Nur so lässt sich die Hundepopulation tierschutzgerecht und nachhaltig in den Griff bekommen.“
Bei der feierlichen Eröffnung des Kastrations- und Registrationszentrums der Tierhilfe Hoffnung betonte der Direktor der regionalen Veterinärbehörde, Dr. Sorin Sorescu, den klaren Auftrag an die Behörden und Tierärzte, die Kennzeichnung und Registrierung, Impfung und Kastration der gehaltenen Hunde im Landkreis sicherzustellen. Gleichzeitig sind die kommunalen Verwaltungen angehalten, auch Verantwortung für „ihre“ Straßenhunde zu übernehmen. Mittlerweile besteht in Rumänien die Möglichkeit, herrenlose Hunde auf juristische Personen, wie Städte oder Gemeinderäte, zu registrieren – was im besten Fall auch das Wiederfreilassen möglich machen könnte. Das Wiederfreilassen von Straßenhunden nach einer Kastration ist in Rumänien aktuell nicht zulässig. Im Tierheim „Smeura“ der Tierhilfe Hoffnung leben daher aktuell mehr als 6.000 Hunde.