Zahl der Hunde und Katzen hat sich Hamburg nahezu verdoppelt – Tierheime sind überfüllt – „Gebt die Hundesteuer in den Tierschutz!“
- Internet-Handel mit jungen Tieren wächst stetig, Tierheime haben das Nachsehen.
- Einnahmen aus Hundesteuer für die ersten neun Monate 2024 lag bei 5,34 Millionen Euro in Hamburg.
- Deutschlandweit betrugen die Einnahmen aus der Hundesteuer 2023 mehr als 420 Millionen Euro.
- Preise für Tiernahrung sind kräftig gestiegen – höhere Einnahmen des Staates.
Hamburg. Sie sind jung, sie sind süß, sie sind nett und sie lassen sich gut verkaufen: Der Internet-Handel mit jungen Hunden – und anderen Haustieren – floriert. Unabhängig vom illegalen Handel läuft auch der legale Handel via Internet mit jungen Tieren gut. Ob aus dem Ausland oder aus heimischen Regionen, direkt von Privatpersonen. Aber: Sie sind häufig nicht geimpft, nicht tierärztlich untersucht und haben keine Papiere. Manche sind krank und viel zu jung für den Verkauf. Tierheime stellt das vor große Herausforderungen – immer weniger nette Hunde kommen zu ihnen in die Vermittlung, sondern nur noch die schwierigen, manchmal kranken Fälle, für die sich im Internet keine Käufer finden. Weniger nette Hunde, bedeutet weniger Einnahmen und gleichzeitig steigende Kosten durch die alten, kranken, schwer vermittelbare Tiere.
„Ein Teufelskreis der sich immer schneller dreht. Verlierer sind die Tiere und der Tierschutz“, erklärt Tierschützer Frank Weber, der in Hamburg das Franziskus Tierheim leitet. Tierheime kommen für ihre Schützlinge auf – auch lange nach einer Vermittlung! „Das ist für die Tiere aus dem Tierheim eine Art Garantie. Allerdings: Dadurch verdreifachen sich unsere Kosten und es wird an vielen Stellen eng.“
Gleichzeitig steigen die Einnahmen aus der Hundesteuer Jahr für Jahr. Allein in den ersten neun Monaten 2024 hat Hamburg 5,34 Millionen Euro aus dieser Steuer eingenommen. Doch: Es ist keine zweckgebundene Steuer, sie kommt nicht dem Tierschutz zugute! „Wir fordern, dass die Einnahmen in den Tierschutz reinvestiert werden. Einigen Tierheimen steht das Wasser bis zum Hals“, führt Weber weiter aus. Man könne auch statt der Hundesteuer eine Abgabe für Hundehaltung erheben, dann käme sie den Tieren zugute.
Seit der Corona-Pandemie ist die Anzahl der Haustiere deutlich gestiegen, heute haben rund 40 Prozent aller Haushalte einen tierischen Mitbewohner – das waren insgesamt 34,3 Millionen Haustiere im vergangenen Jahr, davon allein 15,7 Millionen Katzen und rund 10,5 Millionen Hunde sowie 4,6 Millionen Kleintiere. Die deutsche Heimtierbranche hat 2023 insgesamt einen Umsatz von sagenhaften 7,1 Milliarden Euro verzeichnet. „Davon sollte doch auch der Tierschutz partizipieren“, so Weber. „Was aus den Tieren wird, um die sich niemand mehr kümmern kann, geht uns alle an.“
Parallel steigen die Erlöse aus dem Verkauf von Tierfutter, was wiederum über gestiegene Steuereinnahmen in die Staatskassen fließt. Obwohl für Tiernahrung ein verminderter Steuersatz von nur sieben Prozent erhoben wird. Ein unhaltbarer Zustand für den Tierschützen.
Es sei in den vergangenen Monaten, gerade in Hamburg, einiges für den Tierschutz getan worden, aber es reicht nicht. Seine Forderung: „Gebt die Einnahmen aus der Hundesteuer in den Tierschutz.“ Und sein Appell an den Bund: „Hebt endlich die Mehrwertsteuer für Tiernahrung auf 19 Prozent an und lasst das Geld ebenfalls dem Tierschutz zugutekommen! Die Einnahmen aus Tiervermittlungen und aus Spenden reichen nicht. Wir benötigen dringend mehr Unterstützung!“
Das Franziskus Tierheim finanziert sich in erster Linie über Spenden, Erbschaften und Einzelzuwendungen. Eine finanzielle Unterstützung von der Stadt gibt es nicht. Dass das Tierheim sich trotzdem tragen kann, hängt auch mit seiner Bekanntheit aus der Voxsendung ‚HundKatzeMaus’ ab und seinem Moderator Frank Weber. „Wir erhalten glücklicherweise viel Zuspruch, auch und gerade über die Grenzen Hamburgs hinaus“, erklärt der Tierschützer und Tierliebhaber. Das sei aber eben bei den wenigsten Vereinen der Fall. Hier braucht es dringend mehr Geld.
Über das Franziskus-Tierheim
Dem Konzept des Franziskus Tierheims liegt zugrunde, dass ein Tierheim eine Begegnungsstätte für tierliebe Menschen sein sollte. Bei der Gestaltung des Tierheims ist deshalb besonderes Augenmerk darauf gerichtet worden, die Räume möglichst hell, freundlich und ansprechend zu gestalten. An alle Katzenräume sind Außenbereiche angeschlossen, die es den Tieren erlauben, es sich auch mal in der Sonne gemütlich zu machen. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist das Pfötchencafé, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Katzenaußenvolieren, dem Landschildkrötengehege und der Wildtierstation befindet. Hier finden kleinere Veranstaltungen rund um das Thema „Tier“ statt, Besucher des Tierheims können es sich gemütlich machen, dort finden regelmäßig Treffen der Ehrenamtlichen sowie der Mitarbeiter statt. Durch die Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Helfer kann jedes Tier individuell betreut werden und die im Franziskus Tierheim untergebrachten Hunde gehen jeden Tag bis zu drei Stunden Gassi.