Bonn. Die Hypothyreose ist eine der häufigsten endokrinen Erkrankungen des Hundes. Die Schilddrüse befindet sich im unteren Halsbereich des Hundes. Von ihr werden die für den Körperstoffwechsel wichtigen Schilddrüsenhormone, überwiegend Thyroxin (T4) und zum kleinen Teil Trijodthyronin (T3) gebildet. Falls die Schilddrüse zu wenig von diesen Hormonen bildet und ins Blut ausscheidet, kann dies klinisch sichtbare Auswirkungen haben. Man bezeichnet dieses Krankheitsbild als Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose.
Betroffen sind überwiegend mittelalte bis ältere Hunde. Neueren Untersuchungen zufolge beginnen die Veränderungen der Schilddrüse aber bereits deutlich früher, die Symptome sind dann hingegen weniger stark ausgeprägt und werden vom Tierhalter als solche bisher nicht wahrgenommen. Mittelgroße bis große Hunde erkranken häufiger an der Hypothyreose. Dies sind beispielsweise Golden und Labrador Retriever, Dogge, Deutscher Schäferhund, Schnauzer, Chow-Chow, Irischer Wolfshund, Neufundländer, Malamute, Englische Bulldogge, Airedale Terrier, Irish Setter, Bobtail und Afghane. Eine Ausnahme bilden die Dackel, die – obwohl nicht mal mittelgroß – gleichfalls zu dieser Erkrankung neigen.
Es gibt keine typischen Symptome für eine Schilddrüsenunterfunktion. Sie wird daher auch gerne „der große Imitator“ genannt. Es gibt eine Vielzahl von Symptomen der Haut und der anderen Organsysteme, von denen einzelne oder viele in allen denkbaren Kombinationen auftreten können. Dies macht die Diagnose mitunter schwierig.
Hautsymptome sind schlechtes oder verzögertes Haarwachstum, Haarausfall ohne Juckreiz, insgesamt schütteres Haarkleid, trockenes und/oder brüchiges Fell, vermehrte Schuppenbildung, Neigung zu Hautinfektionen, „Rattenschwanz“ vorwiegend bei langhaarigen Tieren, evtl. auch verstärktes Haaren oder Veränderung der Fellfarbe (selten). Kopf und Beine sind meist unverändert. Die Haut kann sich dunkel verfärben oder neigt zu trockener oder öliger Schuppenbildung.
Weiterhin werden Gehörgangsentzündungen im Zusammenhang mit der Hypothyreose beobachtet. Manche Hunde blicken „tragisch“ durch eine Wasseransammlung (Ödem) im Bereich des Kopfes, besonders um die Augen. Allgemeine Symptome wie Konditionsmangel, Bewegungsunlust, „Verfressenheit“, Gewichtszunahme, Aufsuchen warmer Plätze beziehungswseise Wärmeintoleranz im Sommer sind häufig. Unregelmäßigkeiten bei der Läufigkeit, Gesäugeanbildung mit und ohne Milchproduktion, verringerte Libido und geringere Spermaqualität werden relativ oft gesehen. Seltener beschrieben sind Veränderungen neurologischer Art wie nachlassendes Hörvermögen, Taubheit, Lahmheiten sowie Lähmungserscheinungen der Gesichtsnerven und allgemeine Muskelschwäche.
In 80 Prozent der Fälle ist der Cholesterinspiegel im Blut erhöht. Eine Blutarmut (Anämie) zeigt sich bei der Hälfte der Patienten. In selteneren Fällen kommt es zu Veränderungen im Bereich des Herz-Kreislaufsystems, gelegentlich werden eine Verlangsamung der Herzfrequenz und bestimmte Rhythmusstörungen gesehen.
Wenn die Untersuchungsergebnisse des Tierarztes die Diagnose Hypothyreose bestätigen, ist die Behandlung relativ leicht. Dafür stehen entsprechende Medikamente mit Schilddrüsenhormon zum Eingeben zur Verfügung. Die Genesungsaussichten sind gut. Innerhalb einer Woche sollte bereits ein Therapieerfolg sichtbar sein. Die mit Schilddrüsenunterfunktion einhergehenden Veränderungen zum Beispiel im Bereich der Haut und des Haarkleids verbessern sich unter der Behandlung allerdings oft erst nach Monaten. Das Medikament hilft bei regelmäßiger Eingabe in den meisten Fällen lebenslang. Die erste Hormonkontrolle erfolgt meist vier Wochen nach Beginn der Therapie. Später dienen etwa im Abstand von vier bis sechs Monaten durchgeführte tierärztliche Kontrollen mit Hormonuntersuchung dazu, die Behandlung so effektiv und schonend wie möglich für den Hund sicherzustellen.
Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V.