Wichtig sind die Bedürfnisse des Hundes

Düsseldorf. So schön auch die gemein­sa­me Zeit mit den tie­ri­schen Lieblingen ist: Es gibt Situationen, in denen der Hund für eine Weile allei­ne zu Hause blei­ben muss. Ein schritt­wei­ses Training hilft, das Tier an die neue Situation zu gewöh­nen. So kön­nen sowohl Hund als auch Halter der Zeit nach dem Homeoffice und Terminen nach Feierabend ent­spannt entgegenblicken.

Hunde sind Rudeltiere und vie­le von ihnen wür­den am liebs­ten jede freie Minute an der Seite ihrer gelieb­ten Besitzer ver­brin­gen. Wenn es für Hundefreunde vom Homeoffice zurück ins Büro geht, wie­der ver­mehrt Dienstreisen anste­hen oder etwa die Kinder aus­zie­hen, die sich vie­le Jahre um den Vierbeiner geküm­mert haben, stellt sich bei vie­len Haltern die Frage: Wie berei­te ich den Hund dar­auf vor, dass Herrchen oder Frauchen nun weni­ger zu Hause sind? „Je frü­her man mit dem Training beginnt, umso ein­fa­cher wird es, den Hund dar­auf vor­zu­be­rei­ten, ent­spannt eini­ge Zeit ohne den Besitzer zu sein“, berich­tet Dr. Hildegard Jung, Vorsitzende der Fachgruppe Verhaltensmedizin der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft und Tierärztin für Verhaltenstherapie. „Optimal ist es daher, den Hund bereits als Welpen auf das Alleinsein vor­zu­be­rei­ten – aber auch ein erwach­se­ner Hund kann es noch lernen.“

Hunde nicht den gan­zen Tag allei­ne lassen
Hund zu HauseEin bis zwei Stunden allei­ne zu Hause zu sein, ist für vie­le Hunde nach der Eingewöhnung mach­bar, doch die Tiere dür­fen grund­sätz­lich nicht den kom­plet­ten Tag allei­ne gelas­sen wer­den. Wie lan­ge, ist unter ande­rem abhän­gig davon, ob der Hund es bereits von frü­her gewohnt ist, auch mal eini­ge Zeit allei­ne zu ver­brin­gen, oder ob er es über­haupt nicht kennt. Das trifft etwa auf Hunde zu, die wäh­rend der Pandemie in den Haushalt ein­ge­zo­gen sind. Ebenso spie­len Charakter und Lebenserfahrung des Vierbeiners eine ent­schei­den­de Rolle: „Hunde, die eine siche­re Bindung zum Menschen haben und von klein auf mit ihm auf­ge­wach­sen sind, sind in der Regel fle­xi­bler als Hunde, die trau­ma­ti­sche Brüche im Lebenslauf haben – etwa Tiere aus dem Tierschutz“, erklärt die Hunde-Expertin. „Bei die­sen Hunden ist ein Dogsitter meist die bes­se­re Option“, so die Fachfrau. Hier kön­nen Tierärzte und Hundetrainer um eine Empfehlung gebe­ten wer­den, die den Hund ken­nen und ihn in sei­nem Wesen ein­schät­zen kön­nen. Welpen und sehr alte Hunde soll­ten so wenig wie mög­lich allei­ne gelas­sen werden.

Feste Zeiten der Abwesenheit einplanen
Verlagert sich die Arbeit vom Homeoffice zurück ins Büro, ist es wich­tig, den Hund Schritt für Schritt an die neue Situation zu gewöh­nen. „Normalerweise weiß man min­des­tens vier Wochen vor­her, dass ein Wechsel vom Homeoffice zurück in das Büro bevor­steht“, erklärt Dr. Jung. „Spätestens dann soll­te der Hundefreund mit den Vorbereitungen und dem Hundetraining begin­nen.“ So gibt es zum Beispiel klein­schrit­ti­ge Trainingspläne, an denen man sich ori­en­tie­ren kann. Am Anfang ist es nur ein Augenblick, in dem man den Raum ver­lässt und den Hund allei­ne lässt. Die Zeitintervalle wer­den dann Schritt für Schritt gestei­gert – zunächst auf 15 Minuten. Wichtig ist es, die Tiere dabei per Video oder Babyfone-App zu über­wa­chen, damit der Halter sofort merkt, wenn es dem Hund nicht gut geht.

Termine, die zum Alltag gehö­ren, wie Einkaufen, Friseur- oder Arztbesuche, kön­nen nach eini­ger Zeit des Trainings in die frü­hen Morgenstunden gelegt wer­den, sodass der Hund lernt: vor­mit­tags sind alle für eini­ge Stunden weg. Auch (län­ge­re) Besuche bei Nachbarn sind eine gute Vorbereitung, um den Hund für eine Weile allei­ne zu las­sen, aber den­noch in der Nähe zu sein, soll­te der Vierbeiner unter Trennungsangst lei­den und etwa anfan­gen zu bel­len. Dennoch darf nicht ver­ges­sen wer­den: Viele Hunde lei­den auch still.

„Für den Hund ist es leich­ter, sich an die Trennung zu gewöh­nen, wenn die Abwesenheit zu fes­ten Zeiten erfolgt“, berich­tet Dr. Jung. Ist der Besitzer etwa jeden Vormittag nicht zu Hause, kommt der Hund damit bes­ser zurecht, als wenn er zum Beispiel zwei Tage die Woche im Homeoffice arbei­tet und drei Tage im Büro ist. „Vorhersehbares ist für Hunde leich­ter zu bewäl­ti­gen, als wenn Situationen über­ra­schend ein­tre­ten“, so die Tierärztin.

Ein wei­te­rer Tipp, dem Hund das Alleinsein zu erleich­tern, ist es, auf den Biorhythmus des Tieres Rücksicht zu neh­men. „Ist der Hund nach der Gassirunde aus­ge­powert und legt sich zum Schlafen, stört ihn die Abwesenheit des Halters eher weni­ger“, emp­fiehlt Dr. Jung.

Dogsitter, Freunde oder Nachbarn in die Betreuung mit einbeziehen
Dauert der Tag im Büro doch mal län­ger oder steht ein Termin nach Feierabend an, ist es hilf­reich, ein Netzwerk an Personen zu haben, die sich wäh­rend der Abwesenheit um den Vierbeiner küm­mern – ihn zum Beispiel für einen (klei­nen) Spaziergang von zu Hause abho­len oder sich mit ihm beschäf­ti­gen. Hierfür bie­ten sich vor allem Personen an, die in der nähe­ren Umgebung woh­nen, oder aber exter­ne Hundesitter und Gassigänger. „Auch Dogsharing wird immer belieb­ter und ist, wenn die Chemie bei allen stimmt, eine gute Alternative für viel beschäf­tig­te Hundefreunde“, emp­fiehlt die Tierärztin.

Smarthome Lösungen, wie in der Wohnung instal­lier­te Kameras, kön­nen für Sicherheit sor­gen, dass es dem Tier gut geht. „Optimal ist es, wenn ein Nachbar einen Haustür- oder Wohnungsschlüssel hat und bei Bedarf nach dem Rechten schau­en kann“, so Dr. Jung.

Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.