So schützen sie ihr Tier – ein Gastbeitrag von Dr. Lena Sötje

Für Hunde kann es gefähr­lich wer­den, wenn die Temperaturen rasant in die Höhe klet­tern, ob im Urlaubsland oder bei uns. Das gilt, wie beim Menschen auch, gera­de für Senioren.

Hamburg. „Das meinst du nicht ernst!“, schei­nen die Hundeaugen zu sagen, wenn wir an einem hei­ßen Tag mit der Leine vor unse­rem Vierbeiner ste­hen. Spaziergänge sind bei Hitze tat­säch­lich kei­ne gute Idee und soll­ten nur abends und am frü­hen Morgen statt­fin­den. Zwischendurch reicht es, wenn der Hund sich kurz lösen kann. Und machen Sie bit­te mög­lichst einen Bogen um hei­ßen Asphalt. Legen Sie im Zweifel Ihren Handrücken zum Test für ein paar Sekunden auf die Straße oder den Gehweg und tes­ten Sie so, ob der Belag zu heiß ist.

„Hitze“ ist ein rela­ti­ver Begriff: Für uns selbst ist es in der Sonne viel­leicht noch ange­nehm, aber für das Tier ist es schon zu heiß. Gerade älte­re Hunde signa­li­sie­ren das aber meist deut­lich. Ausreichend fri­sches Wasser und schat­ti­ge Plätze sind an hei­ßen Tagen beson­ders wich­tig. Bei Ausflügen des­halb aus­rei­chend Flüssigkeit für Mensch und Tier mit­neh­men und an Rastplätzen oder Pausenorten nach Trinkmöglichkeiten suchen.

Hund - ZungeAls Faustregel für Hunde gilt bei mitt­le­ren Temperaturen: 40 bis 50 Milliliter Wasser am Tag pro Kilo Körpergewicht, also etwa ein hal­ber Liter für einen zehn Kilogramm schwe­ren Terrier. Bei gro­ßer Hitze benö­ti­gen Hunde zur Thermoregulation min­des­tens dop­pelt so viel. Auch Vierbeiner mögen Kühlung. Benutzen Sie feuch­te Handtücher oder Kühlmatten, auch unter­wegs. Bei Kühlmatten mit Gel-Füllung dar­auf ach­ten, dass der Vierbeiner die Matte nicht zer­na­gen kann – das Gel ist giftig.

Apropos Gift: Wenn es sehr heiß ist, bil­den sich in ste­hen­den und lang­sam flie­ßen­den Gewässern Algen, die für Hunde gif­tig sein kön­nen. Auch an den Küsten und an Flussstränden auf der ibe­ri­schen Halbinsel kommt es wegen Algen immer wie­der zu Sperrungen von Badestränden. Achten Sie dar­auf, dass ihr Hund sich nur in unbe­denk­li­chen Gewässern abkühlt.

Für Autofahrten an hei­ßen Tagen gilt: Bitte nur in den frü­hen Morgen- und Abendstunden. Und las­sen Sie den Hund nie­mals im gepark­ten Auto – auch nicht für kur­ze Zeit.

Anzeichen für eine Überhitzung 
Warnsignale für eine Überhitzung sind über­mä­ßi­ges Hecheln, Schwäche oder Taumeln. Der Hund wirkt sehr müde und schwach. Bei die­sen Anzeichen brin­gen Sie das Tier sofort an einen küh­len Ort und bie­ten ihm Wasser an. Versuchen Sie mit nas­sen, aber nicht eis­kal­ten Tüchern die Körpertemperatur lang­sam zu senken.

Geht der Hund unko­or­di­niert oder tau­melt, kann das Nervensystem bereits beein­träch­tigt sein. Dann benö­tigt das Tier sofort medi­zi­ni­sche Hilfe. Auch Erbrechen oder Durchfall kön­nen auf eine schwe­re Überhitzung hin­wei­sen. Kontrollieren Sie das Zahnfleisch: Ist es dun­kel­rot oder blass? Beim gesun­den Hund ist es rosa. Besonders ernst ist es, wenn der bewusst­los wird oder krampft.

Hitze ist für Hunde eine ernst zu neh­men­de Gefahr, die zu lebens­be­droh­li­chen Situationen füh­ren kann. Mit weni­gen ein­fa­chen Maßnahmen kön­nen Sie jedoch sicher­stel­len, dass Ihr Vierbeiner auch an hei­ßen Tagen sicher und wohl­be­hal­ten ist. Achten Sie auf aus­rei­chend Wasser sowie Schattenplätze und ver­mei­den Sie kör­per­li­che Anstrengung in der Mittagshitze. Sollten Sie Anzeichen einer Überhitzung bemer­ken, zögern Sie nicht, umge­hend tier­ärzt­li­che Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Medivet - Dr. Lena SötjeÜber Dr. Lena Sötje
Dr. Lena Sötje ist lei­ten­de Tierärztin der Medivet-Praxen in Hamburg-Stellingen und Pinneberg. Ihr Tiermedizin-Studium hat sie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover absol­viert und an der Freien Universität Berlin pro­mo­viert. Sie ist eine Kleintiermedizin-Allrounderin und begeis­tert sich zusätz­lich für Vogel- und Heimtiermedizin. Privat hält Dr. Sötje neben Hühnern auch eine Katze. Sie hat ein gro­ßes Herz für Tiere und ein Faible für Naturwissenschaften.