Darf es auch ein Reisteller sein?
Marburg. Was bei Haushunden in den Futternapf kommt, ist zumindest teilweise auch Glaubenssache. Während die einen nur Dosenfutter geben, liegen die Schwerpunkte bei anderen auf rohem Fleisch und Knochen – oder auf Reis, Nudeln, Möhren und gekochten Kartoffeln. Der „Reisteller für Struppi“ mag manchen Beobachter in Erstaunen versetzt haben. Doch die Anhänger einer gemischten Kost mit einem hohen Anteil an kohlenhydratreicher Nahrung für ihren Vierbeiner haben nun Rückenwind bekommen.
Als der Wolf im Laufe der Geschichte zum Haushund wurde, änderten sich auch einige seiner Gene. Welche, haben jetzt schwedische Forscher untersucht und dabei Interessantes entdeckt: Der frisch domestizierte Hund entwickelte demnach die Fähigkeit, neben Fleisch auch stärkehaltige Nahrung verdauen zu können. So konnte er sich an den in den menschlichen Siedlungen herumliegenden Abfällen und Resten gütlich tun, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Für ihre Studie verglichen die Forscher das komplette Genom von zwölf Wölfen mit dem von 60 Hunden verschiedener Rassen. Dabei machten sie 36 Genbereiche aus, die sich auf dem Weg vom Wolf zum Hund verändert haben. Darunter waren auch zehn Erbgutabschnitte, die es den Hunden im Laufe ihrer Domestikation ermöglichten, Stärke immer besser und schneller zu verdauen. Vor allem drei Enzyme, die fürs Spalten und Umwandeln von Stärke notwendig sind, kommen beim Hund in deutlich größeren Mengen und mit höherer Aktivität vor als beim Wolf. Die Anpassung der Fleischfresser an eine stärkehaltige Nahrung könnte einer der entscheidende Schritt in der frühen Domestikation der Hunde gewesen sein, mutmaßen die Forscher.
Zurück zu unseren heutigen vierbeinigen Freunden: Es gibt Verfechter bestimmter Futtermethoden, die sich vorrangig an den Ernährungsgewohnheiten von Wölfen orientiert und hohe Anteile an rohem Fleisch enthalten. Die schwedische Studie legt nahe, dass die Übertragung der Nahrungsgewohnheiten des Wolfes auf den Haushund eins zu eins wahrscheinlich nicht sinnvoll ist.
Das bekommen Hunde in Deutschland serviert
Wie werden Haushunde hierzulande gefüttert? Forscherinnen der Tierärztlichen Fakultät der Universität München haben den Hundehaltern beim Füttern über die Schulter geschaut. Sie stellten fest, dass 58 Prozent ausschließlich kommerziell hergestelltes Hundefutter verwandten, 35 Prozent dieses mit zusätzlichen Bestandteilen kombinierten und 8 Prozent das Futter insgesamt selbst zusammenstellten.
Selbstgekochtes: Auf die Zusammensetzung kommt es an
Wer seinen Hund mit selbst zubereiteter Nahrung versorgen will, muss genau auf die Zusammenstellung achten. Denn sonst drohen, den Münchner Forscherinnen zufolge, Überernährung oder Mangelerscheinungen.
Futtermittel | Anteil |
Kohlenhydratreiche Futtermittel (z. B. Getreide, Reis, Nudeln) |
49 % |
Eiweisreiche Futtermittel (z. B. Fleisch, Fleischnebenprodukte) |
40 % |
Rohfaserreiche Futtermittel (z. B. Gemüse, Weizenkleie) |
5 % |
Fette, Öle, Schmalz und Talg | 5 % |
0,5 g/kg vitaminisiertes Mineralfutter |
1 % |
Selbstzubereitetes Hundefutter – auf die richtige Zusammensetzung kommt es an. (Verändert nach: Dr. Kathrin Irgang: „Doch lieber BARF? Ernährung erwachsener Hunde (Erhaltungsbedarf)“; In: hundkatzepferd – Das Fachmagazin für den Tierarzt, Juni 2012, Verlag succidia AG, Darmstadt.)
Gutes Futter für gesunde erwachsene Hunde enthält mindestens zur Hälfte pflanzliche Bestandteile, die zur Versorgung mit Kohlenhydraten und Ballaststoffen beitragen. Geeignet sind Hafer- oder Weizenflocken, gekochter Reis, Gersten- oder Roggenschrot, gekochte Kartoffeln oder Nudeln. Als Eiweißlieferant im Futter eignet sich zum Beispiel gekochtes Fleisch vom Rind. Auch verschiedene frische Gemüsesorten liefern Kohlenhydrate und zusätzlich Vitamine und Ballaststoffe. Empfehlenswert sind etwa frische Karotten, Rote Bete, Kohlrabi oder Zuckerrüben-Schnitzel.
Von einem positiven Nebeneffekt des gekonnt selbst zubereiteten Futters berichten jedenfalls erfahrene Hundebesitzer: Ihre Lieblinge riechen weniger stark aus dem Maul.
Verdauungsbeschwerden vermeiden
Eine falsche Ernährung kann bei Hunden Verdauungsprobleme verursachen. Dabei spielt nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wie“ eine wichtige Rolle. Hier ein paar Tipps, wie Sie Verdauungsbeschwerden bei Ihrem vierbeinigen Freund vermeiden:
- Bieten Sie nur frisches Futter und Wasser an, das nicht zu kalt ist (keine Kühlschranktemperatur).
- Um die Verdauung in Schwung zu halten, benötigt Ihr Vierbeiner ausreichend Ballaststoffe, z. B. aus Gemüse oder Getreideschrot.
- Wenn Sie eine gute Futterzusammensetzung gefunden haben, wechseln Sie nicht zu häufig zu anderem Futter.
Quellen:
(1) Futter-Wandel machte Wolf zum Hund; scinexx. Das Wissensmagazin, Meldung vom 24.1.2013, www.scinexx.de/wissen-aktuell-15509–2013-01–24.html. (2) Axelsson,E. et al., The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet; Nature, online publiziert am 23.1.2013, doi:10.1038/nature11837. (3) Becker N, Dillitzer N, Sauter-Louis C, Kienzle E., Feeding of dogs and cats in Germany, Tierärztliche Praxis Ausgabe K Kleintiere/Heimtiere40(6): 391–7, 12/2012. Zusammenfassung zu finden unter: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23242219. (4) Irgang, K.: „Doch lieber BARF? Ernährung erwachsener Hunde (Erhaltungsbedarf)“; In: hundkatzepferd – Das Fachmagazin für den Tierarzt, Juni 2012, Verlag succidia AG, Darmstadt.
(dgk) Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Foto: Helmut J. Salzer/pixelio.de