Darf es auch ein Reisteller sein?

Hundeernährung - Helmut J. SalzerMarburg. Was bei Haushunden in den Futternapf kommt, ist zumin­dest teil­wei­se auch Glaubenssache. Während die einen nur Dosenfutter geben, lie­gen die Schwerpunkte bei ande­ren auf rohem Fleisch und Knochen – oder auf Reis, Nudeln, Möhren und gekoch­ten Kartoffeln. Der „Reisteller für Struppi“ mag man­chen Beobachter in Erstaunen ver­setzt haben. Doch die Anhänger einer gemisch­ten Kost mit einem hohen Anteil an koh­len­hy­dratrei­cher Nahrung für ihren Vierbeiner haben nun Rückenwind bekommen.

Als der Wolf im Laufe der Geschichte zum Haushund wur­de, änder­ten sich auch eini­ge sei­ner Gene. Welche, haben jetzt schwe­di­sche Forscher unter­sucht und dabei Interessantes ent­deckt: Der frisch domes­ti­zier­te Hund ent­wi­ckel­te dem­nach die Fähigkeit, neben Fleisch auch stär­ke­hal­ti­ge Nahrung ver­dau­en zu kön­nen. So konn­te er sich an den in den mensch­li­chen Siedlungen her­um­lie­gen­den Abfällen und Resten güt­lich tun, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“ berichten.

Für ihre Studie ver­gli­chen die Forscher das kom­plet­te Genom von zwölf Wölfen mit dem von 60 Hunden ver­schie­de­ner Rassen. Dabei mach­ten sie 36 Genbereiche aus, die sich auf dem Weg vom Wolf zum Hund ver­än­dert haben. Darunter waren auch zehn Erbgutabschnitte, die es den Hunden im Laufe ihrer Domestikation ermög­lich­ten, Stärke immer bes­ser und schnel­ler zu ver­dau­en. Vor allem drei Enzyme, die fürs Spalten und Umwandeln von Stärke not­wen­dig sind, kom­men beim Hund in deut­lich grö­ße­ren Mengen und mit höhe­rer Aktivität vor als beim Wolf. Die Anpassung der Fleischfresser an eine stär­ke­hal­ti­ge Nahrung könn­te einer der ent­schei­den­de Schritt in der frü­hen Domestikation der Hunde gewe­sen sein, mut­ma­ßen die Forscher.

Zurück zu unse­ren heu­ti­gen vier­bei­ni­gen Freunden: Es gibt Verfechter bestimm­ter Futtermethoden, die sich vor­ran­gig an den Ernährungsgewohnheiten von Wölfen ori­en­tiert und hohe Anteile an rohem Fleisch ent­hal­ten. Die schwe­di­sche Studie legt nahe, dass die Übertragung der Nahrungsgewohnheiten des Wolfes auf den Haushund eins zu eins wahr­schein­lich nicht sinn­voll ist.

Das bekom­men Hunde in Deutschland serviert
Wie wer­den Haushunde hier­zu­lan­de gefüt­tert? Forscherinnen der Tierärztlichen Fakultät der Universität München haben den Hundehaltern beim Füttern über die Schulter geschaut. Sie stell­ten fest, dass 58 Prozent aus­schließ­lich kom­mer­zi­ell her­ge­stell­tes Hundefutter ver­wand­ten, 35 Prozent die­ses mit zusätz­li­chen Bestandteilen kom­bi­nier­ten und 8 Prozent das Futter ins­ge­samt selbst zusammenstellten.

Selbstgekochtes: Auf die Zusammensetzung kommt es an
Wer sei­nen Hund mit selbst zube­rei­te­ter Nahrung ver­sor­gen will, muss genau auf die Zusammenstellung ach­ten. Denn sonst dro­hen, den Münchner Forscherinnen zufol­ge, Überernährung oder Mangelerscheinungen.

Futtermittel Anteil
Kohlenhydratreiche Futtermittel
(z. B. Getreide, Reis, Nudeln)
 49 %
Eiweisreiche Futtermittel
(z. B. Fleisch, Fleischnebenprodukte) 
40 %
Rohfaserreiche Futtermittel
(z. B. Gemüse, Weizenkleie) 
5 %
Fette, Öle, Schmalz und Talg  5 %
0,5 g/kg vitaminisiertes
Mineralfutter
1 %

Selbstzubereitetes Hundefutter – auf die rich­ti­ge Zusammensetzung kommt es an. (Verändert nach: Dr. Kathrin Irgang: „Doch lie­ber BARF? Ernährung erwach­se­ner Hunde (Erhaltungsbedarf)“; In: hundkat­ze­pferd – Das Fachmagazin für den Tierarzt, Juni 2012, Verlag suc­ci­dia AG, Darmstadt.)

Gutes Futter für gesun­de erwach­se­ne Hunde ent­hält min­des­tens zur Hälfte pflanz­li­che Bestandteile, die zur Versorgung mit Kohlenhydraten und Ballaststoffen bei­tra­gen. Geeignet sind Hafer- oder Weizenflocken, gekoch­ter Reis, Gersten- oder Roggenschrot, gekoch­te Kartoffeln oder Nudeln. Als Eiweißlieferant im Futter eig­net sich zum Beispiel gekoch­tes Fleisch vom Rind. Auch ver­schie­de­ne fri­sche Gemüsesorten lie­fern Kohlenhydrate und zusätz­lich Vitamine und Ballaststoffe. Empfehlenswert sind etwa fri­sche Karotten, Rote Bete, Kohlrabi oder Zuckerrüben-Schnitzel.

Von einem posi­ti­ven Nebeneffekt des gekonnt selbst zube­rei­te­ten Futters berich­ten jeden­falls erfah­re­ne Hundebesitzer: Ihre Lieblinge rie­chen weni­ger stark aus dem Maul.

Verdauungsbeschwerden ver­mei­den
Eine fal­sche Ernährung kann bei Hunden Verdauungsprobleme ver­ur­sa­chen. Dabei spielt nicht nur das „Was“, son­dern auch das „Wie“ eine wich­ti­ge Rolle. Hier ein paar Tipps, wie Sie Verdauungsbeschwerden bei Ihrem vier­bei­ni­gen Freund vermeiden:

  • Bieten Sie nur fri­sches Futter und Wasser an, das nicht zu kalt ist (kei­ne Kühlschranktemperatur).
  • Um die Verdauung in Schwung zu hal­ten, benö­tigt Ihr Vierbeiner aus­rei­chend Ballaststoffe, z. B. aus Gemüse oder Getreideschrot.
  • Wenn Sie eine gute Futterzusammensetzung gefun­den haben, wech­seln Sie nicht zu häu­fig zu ande­rem Futter.

Quellen:
(1) Futter-Wandel mach­te Wolf zum Hund; scin­exx. Das Wissensmagazin, Meldung vom 24.1.2013, www.scinexx.de/wissen-aktuell-15509–2013-01–24.html. (2) Axelsson,E. et al., The geno­mic signa­tu­re of dog dome­sti­ca­ti­on reve­als adapt­a­ti­on to a starch-rich diet; Nature, online publi­ziert am 23.1.2013, doi:10.1038/nature11837. (3) Becker N, Dillitzer N, Sauter-Louis C, Kienzle E., Feeding of dogs and cats in Germany, Tierärztliche Praxis Ausgabe K Kleintiere/Heimtiere40(6): 391–7, 12/2012. Zusammenfassung zu fin­den unter: www​.ncbi​.nlm​.nih​.gov/​p​u​b​m​e​d​/​2​3​2​4​2​219. (4) Irgang, K.: „Doch lie­ber BARF? Ernährung erwach­se­ner Hunde (Erhaltungsbedarf)“; In: hundkat­ze­pferd – Das Fachmagazin für den Tierarzt, Juni 2012, Verlag suc­ci­dia AG, Darmstadt.

(dgk) Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Foto: Helmut J. Salzer/pixelio.de