Die Tierschutzorganisation TASSO gibt Tipps für den Ernstfall

Sulzbach/Ts. Genüsslich reibt Kater ‚Mäxchen’ sein Köpfchen an der Hand sei­nes neu­en Menschen. Es ist fried­lich und ruhig an die­sem frü­hen Abend im hei­mi­schen Wohnzimmer. Ein Klingeln durch­fährt die Stille, der Zweibeiner steht auf, schließt die Wohnzimmertür und eilt nach unten. Dass ein Windstoß die Tür des siche­ren Katzenreiches wie­der geöff­net hat, bemerkt er nicht. Noch wäh­rend der Zweibeiner der Paketlieferantin, die Sendung quit­tiert, sieht er im Augenwinkel einen schwar­zen Schatten an ihm vor­bei­hu­schen. Kater ‚Mäxchen’, der seit drei Wochen bei sei­nem neu­en Halter lebt, ent­läuft in die Dämmerung.

Hund entlaufenFälle wie die­ser errei­chen die Notrufzentrale der Tierschutzorganisation TASSO, die Europas größ­tes kos­ten­lo­ses Heimtierregister betreibt, täg­lich. „Man kann ein Tier nicht vor dem Entlaufen schüt­zen – aber davor, nicht zurück­zu­keh­ren.“ Dieser viel zitier­te Satz des TASSO-Leiters Philip McCreight wirft Fragen auf, denn ver­ant­wor­tungs­vol­le Tierhalter kön­nen natür­lich eini­ges tun, um ihr Tier vor dem Entlaufen zu schüt­zen. Aber eben nicht mit ein­hun­dert pro­zen­ti­ger Sicherheit, denn es gibt im Leben unzäh­li­ge Situationen, in denen durch eine Verkettung unglück­li­cher Umstände auch ein gut beschütz­tes Tier ent­lau­fen kann. Schuldzuweisungen oder Vorwürfe wären nun fehl am Platz. Viel ent­schei­den­der ist, dass Tierhalter:innen im Vorfeld das Wichtigste zum Schutz ihres Tieres tun: Den Vierbeiner mit einem Transponder kenn­zeich­nen las­sen und in einem Heimtierregister wie TASSO registrieren.

Was tun im Ernstfall?
Das obers­te Gebot ist gleich­zei­tig die schwie­rigs­te Herausforderung im Ernstfall: Ruhe bewah­ren. Nicht schrei­en, ren­nen, panisch umher­lau­fen und wei­nen. Egal, ob ent­wisch­te Wohnungskatze oder flüch­ten­der Hund, wir Menschen kön­nen unse­re Vierbeiner nicht ein­ho­len und ver­stär­ken im Zweifelsfall ihre Angst in die­ser Situation noch mehr. Stattdessen hilft es, tief durch­zu­at­men, nach­zu­den­ken und sich bewusst zu machen, dass jedes Jahr 100.000 ent­lau­fe­ne Tiere wie­der nach Hause fin­den. Auch, weil sie in einem Heimtierregister regis­triert sind.

Wenn die Wohnungskatze aus den eige­nen vier Wänden ent­wischt oder die Freigängerkatze zur übli­chen Zeit nicht nach Hause kommt, dann soll­ten Tierhalter:innen bedacht­sam auf die Suche gehen. Ein Rascheln mit der Leckerli-Dose kann eine Katze bei­spiels­wei­se her­vor­lo­cken. Auch ein Blick unter Büsche, Autos, auf Bäume oder in die kleins­ten Schlupfwinkel lohnt sich bei der Suche nach einer ent­lau­fe­nen Katze. Viele Katzen trau­en sich eher raus, wenn es dun­kel und ruhi­ger gewor­den ist, daher ist der Abend oder die Nacht eine gute Zeit, um Katzen zu suchen. Auf jeden Fall soll­te auch die Nachbarschaft in die Suche ein­be­zo­gen wer­den. Vielleicht waren kürz­lich Handwerker zugan­ge, die die Türen ihrer Fahrzeuge offen­ste­hen lie­ßen. Vielleicht wur­de die Katze auch ver­se­hent­lich im Keller oder in der Garage eingesperrt.

Ist ein Hund auf dem Spaziergang ent­lau­fen, ist zunächst Innehalten ange­sagt. Tierhalter soll­ten nicht los­lau­fen und ihren ent­lau­fe­nen Vierbeiner in allen Richtungen suchen. Stattdessen soll­ten sie genau dort blei­ben, wo das Tier das Weite gesucht hat. Denn vie­le Hunde keh­ren zurück. Wenn sie sich beru­higt haben, neh­men sie häu­fig ihre eige­ne Spur auf und kom­men wie­der. Das kann jedoch dau­ern. In der Zwischenzeit kann ein Anruf bei TASSO die Suche in die rich­ti­gen Bahnen len­ken, da die Mitarbeiter dort pas­sen­de Tipps für die jewei­li­ge Situation geben. Auch das Tierheim kön­nen Tierhalter:innen von unter­wegs aus tele­fo­nisch über ihre Suche informieren.

Wer sich vom Ort des Entlaufens aus auf die Suche begibt, soll­te ster­nen­för­mig die Umgebung absu­chen und immer wie­der zum Ausgangspunkt zurück­keh­ren, bevor die nächs­te Richtung ein­ge­schla­gen wird. So kann der Hund spä­ter einer ein­deu­ti­gen Geruchsspur fol­gen. Gefährliche Orte wie Autobahnen soll­ten dabei unbe­dingt gemie­den wer­den, da sonst der Hund die­se Spur auf­neh­men könn­te. Wenn Tierhalter:innen nach eini­ger Zeit die Suche am Ort des Entlaufens auf­ge­ben müs­sen, ist es rat­sam, ein Kleidungsstück – etwa eine Socke – zurück­zu­las­sen. Falls der Hund doch noch zurück­kehrt, wird ihn der ver­trau­te Geruch in der Nähe halten.