Sulzbach/Ts. Manchmal ist binnen weniger Sekunden alles anders. Gerade war der Hund noch am Wegesrand und hatte seine Nase tief in einem Grasbüschel versenkt. Im nächsten Moment ist nur noch der schemenhafte Umriss des Vierbeiners zu erkennen, der im nahe gelegenen Wald verschwindet. Was ist nun zu tun? Hinterherrennen? Schreien, pfeifen, abwarten? Was hilft und warum getragene Socken eine wichtige Rolle spielen können, hat die Tierschutzorganisation TASSO, die Europas größtes kostenloses Haustierregister betreibt, zusammengefasst.
Der erste wichtige Schritt – lange bevor ein Ernstfall eintritt – sollte immer die Registrierung des Hundes bei TASSO sein. Nur so besteht eine sehr große Chance, dass ein Tier wieder mit seinem Menschen zusammengebracht werden kann, wenn es eines Tages entlaufen sollte, da durch den Eintrag in der TASSO-Datenbank eine zweifelsfreie Zuordnung zum Halter möglich ist.
Ruhe bewahren und warten
Wenn der Hund während des Spaziergangs verschwunden ist, möchte natürlich jeder Tierhalter sofort tätig werden. Dennoch lautet die wichtigste Regel immer: Ruhe bewahren. Wenn ein Hund vor Schreck entlaufen ist, könnte er wegen des ungewöhnlichen Verhaltens seines Menschen noch mehr Angst bekommen, wenn dieser panisch hinter ihm her rennt. Jagt der Hund stattdessen gerade, würde die Begleitung seines Menschen ihn eher bestärken, statt ihn zu bremsen. „Einholen können wir Menschen unsere Vierbeiner ohnehin nicht“, sagt die Leiterin der TASSO-Notrufzentrale Heike Wempen-Dany. „Wir empfehlen daher, genau dort zu bleiben, wo der Hund entlaufen ist. Oft kehren Hunde nach einiger Zeit zurück“, weiß sie zu berichten. Die Zeit des Wartens kann genutzt werden, um telefonisch wichtige Ansprechpartner zu informieren. Das bedeutet konkret: Den Hund bei TASSO als entlaufen melden sowie der Polizei Bescheid geben. Letzteres sollte jedoch nicht über die Notrufnummer 110, sondern über die Nummer der lokalen Dienststelle geschehen, um den Notruf freizuhalten. Auch umliegende Tierheime sowie eventuell der Förster oder Jagdpächter sollten informiert werden.
Wenn der Vierbeiner auf einer vertrauten Spazierrunde entlaufen ist, kann es auch sein, dass er bereits den Weg nach Hause eingeschlagen hat. Am besten informieren Tierhalter von unterwegs eine weitere Person, die nachsehen kann, ob der Hund bereits zurückgekehrt ist.
Hund sternenförmig suchen
Wer sich selbst vom Ort des Entlaufens aus auf die Suche begibt, sollte sternenförmig die Umgebung absuchen und immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren, bevor die nächste Richtung eingeschlagen wird. So kann der Hund später einer eindeutigen Geruchsspur folgen und wird zum Ausgangspunkt zurückgeführt. Das funktioniert nicht zuverlässig, wenn der Mensch vorher kreuz und quer umherläuft und überall seinen Duft hinterlässt. Da Hunde dem Geruch ihrer Menschen einfach folgen können, sollten unbedingt Autobahnen, Bahntrassen und andere gefährliche Orte bei der Suche gemieden werden, da sonst das Risiko besteht, dass der Hund die Spur aufnimmt, ihr folgt und in Gefahr gerät.
Wenn die Suche vor Ort schließlich vorerst aufgegeben werden muss und der Hundehalter den Ort des Entlaufens verlässt, sollte er ein Kleidungsstück zurückzulassen. Falls der Vierbeiner doch noch zurückkehrt, wird ihn der vertraute Geruch in der Nähe halten. „Unsere Kollegen raten den Tierhaltern zum Beispiel oft, eine Socke zurückzulassen“, erklärt Heike Wempen-Dany. „Das mag etwas albern klingen, aber da Socken so nahe am Körper getragen werden, nehmen sie den Geruch des Menschen sehr gut an.“
Wenn das gesuchte Tier schließlich gesichtet wird, ist ebenfalls wieder Ruhe gefragt. Der Vierbeiner befindet sich in einer absoluten Ausnahmesituation und wird vermutlich nicht so reagieren wie sonst. Lautes Schreien oder Weinen könnte ihn wieder wegtreiben. TASSO rät daher, sich betont ruhig zu verhalten, sich hinzuknien, dem Hund die Seite hinzuwenden und ihn ganz ruhig und vorsichtig anzulocken.
Natürlich passen diese Tipps nicht für jede Situation und zahlreiche weitere Kniffe können Erfolg versprechend sein. Viele dieser Ratschläge sind jedoch bereits häufig hilfreich gewesen. Selbstverständlich stehen die Mitarbeiter der TASSO-Notrufzentrale den betroffenen Tierhaltern im Ernstfall rund um die Uhr telefonisch zur Verfügung und helfen mit an die Situation angepassten Tipps.
Die Zahlen aus dem Jahr 2018 im Überblick*
- Registrierte Tiere insgesamt: 9,3 Millionen, davon 5,3 Millionen Hunde, 4 Millionen Katzen
- Tierhalter: 6,5 Millionen
- Entlaufene Katzen: 68.000
- Entlaufene Hunde: 38.500
- Zurückvermittelte Katzen: 50.700
- Zurückvermittelte Hunde: 37.000
* Die Zahlen beziehen sich ausschließlich auf die bei TASSO gemeldeten Tiere. Es fließen nur die Fälle ein, die hier gemeldet wurden. Die Zahlen sind gerundet.
© TASSO e.V.