Bonn. Zecken sind keine Insekten, sondern gehören zu den Spinnentieren. Das erkennt man an den typischen vier Beinpaaren der erwachsenen Parasiten. Zecken ernähren sich von Blut. Sie nutzen zum Blutsaugen stechende Mundwerkzeuge und einen mit Widerhaken besetzten Saugrüssel, der in die Haut des Wirtstieres eingebohrt wird. Zecken saugen nicht nur Blut, sondern übertragen dabei gefährliche Krankheitserreger.
Die häufigste in Deutschland vorkommende Zeckenart ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Daneben spielen regional unterschiedlich weitere Arten eine Rolle, etwa die Braune Hundezecke. Diese kommt in warmen Gegenden vor und kann bei Reisen in wärmere Regionen eingeschleppt werden. In beheizten Räumen bleiben sie dann lebensfähig. Auch die Auwaldzecke kommt in unseren Breiten immer häufiger vor.
Zecken benötigen für ihre Entwicklung mindestens drei Blutmahlzeiten. Die Larven saugen an kleineren Tieren (1. Wirt), fallen dann ab und entwickeln sich zu Nymphen. Diese saugen an größeren Tieren, seltener auch an Menschen (2. Wirt), verlassen diese und erreichen das Adulten-Stadium. Adulte suchen sich als Wirt größere Tiere oder den Menschen. Auf diesem 3. Wirt paaren sich die Zecken, die vollgesogenen Weibchen fallen ab und legen in der Umgebung ihre Eier ab, aus denen wiederum die Larven schlüpfen. Der Kreislauf beginnt von Neuem (Grafik: BfT)
Der Gemeine Holzbock
Holzböcke befallen als Parasiten nahezu alle Haus- und Wildsäugetiere und auch den Menschen. Die erwachsenen Männchen sind nur 2,2 bis 2,6 Millimeter groß, die Weibchen dagegen drei bis vier Millimeter, vollgesogen bis zu elf Millimeter. Ihre Farbe ist rotbraun bis blaugrau. Der Zyklus vom Ei bis zum erwachsenen Holzbock dauert zwischen 1,5 und 3 Jahren.
Die Entwicklung hängt weitgehend von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab; die optimalen Temperaturwerte liegen zwischen 17° und 20°C, die durchschnittlich erforderliche relative Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen 80 und 95 Prozent. Daher bestehen typische jahreszeitliche Schwankungen des Vorkommens, der Entwicklung, der Aktivität und der Überlebensfähigkeit der Zecken.
In der Regel gibt es zwei Höhepunkte der Zeckenplage im Frühjahr und Herbst. Ein mildes Frühjahr und ein warmer Herbst verlängern die Aktivität des Holzbocks und begünstigen seine Vermehrung, ein langer Winter und ein kaltes Frühjahr ebenso wie ein heißer, trockener Sommer wirken dagegen hemmend.
Die Braune Hundezecke
Die Braune Hundezecke ist weltweit wohl die am häufigsten verbreitete Zeckenart. Die Männchen sind 2,7 bis 3,5 Millimeter groß, die Weibchen 3 bis 4 Millimeter, vollgesogen bis zu elf Millimeter. Der Körper ist birnenförmig und rotbraun, mit gelbbraunen Beinen. Die Braune Hundezecke kann trotz ihres Namens auch Katzen befallen.
Die Braune Hundezecke benötigt in der Regel wesentlich weniger Zeit für den gesamten Zyklus als der Holzbock. Bei geeigneten Bedingungen ist die Entwicklung bis zum eiablegenden Weibchen innerhalb eines Jahres abgeschlossen. Es kommt daher nach rasanter Vermehrung sehr häufig zu einem Massenbefall.
Die Braune Hundezecke kann in unseren Breiten normalerweise nicht überwintern. Die kritische Temperatur für die Entwicklung beträgt 10°C, sodass in warmen Gebieten und beheizten Räumen gute Entwicklungsmöglichkeiten gegeben sind. Dort wird diese Zeckenart aufgrund der schnellen Vermehrung immer häufiger zu einem echten Problem.
Die Auwaldzecke
Diese Zeckenart kommt vorwiegend in feuchten Gegenden vor (Flussnähe, Auwälder, Moorlandschaften). Sie trägt ein Rückenschild, das bei den Männchen ganz und bei den weiblichen Zecken teilweise beige/schwarz/braun marmoriert (‚bunt’) ist. Die ersten erwachsenen Zecken erscheinen im Frühjahr nach der Schneeschmelze und bleiben bis Juni aktiv. Ein zweiter Aktivitätsgipfel ist im September/Oktober zu verzeichnen. Die Auwaldzecke ist hauptsächlich gefürchtet als Überträger von Blutparasiten, den Babesien.
Der Weg der Zecken
Zur Wirtssuche erklettern die Nymphen und erwachsenen Zecken Gräser und Büsche bis etwa eineinhalb Meter Höhe. Mit einem speziellen Organ, das im vorderen Beinpaar sitzt (so genanntes Hallersches Organ) erkennen sie ihren Wirt an dessen Kohlendioxidausstoß (Ausatemluft) und Körperwärme. Streift nun ein Wirtstier vorbei, klammern sie sich blitzartig an diesem fest und suchen anschließend zum Ansaugen geeignete Hautregionen auf, meist an Hals, Ohren und Kopf sowie Schenkel- und Achselhöhlen, wo die Haut besonders dünn ist. Dort bohren sie sich in die Haut ein. Der von den Zecken abgegebene Speichel enthält Enzyme, die das Gewebe auflösen. Dadurch entsteht unter der Haut eine Kaverne, die sich mit Blut füllt. Zur Ernährung saugt die Zecke Flüssigkeit aus der Kaverne und dickt sie ein.
Die Gefahr von Krankheiten
An der Stelle des Befalls kann heftiger Juckreiz und eine Schwellung auftreten, der aber häufig ohne weitere Folgen wieder abklingt. Bei stärkerem Befall können die Wirtstiere aber erheblich unter dem Zeckenbefall leiden, insbesondere wenn die Zecken an Stellen sitzen, wo sie nicht selbst durch Herauskratzen oder ‑beißen entfernt werden können, zum Beispiel in der Nähe der Augen oder an der Vorderbrust.
Besonders bei der Braunen Hundezecke darf auch der Blutverlust bei einem Massenbefall nicht unterschätzt werden. Ein adultes (ausgewachsenes) Weibchen saugt etwa täglich bis zu einem halben Milliliter Blut.
Zecken übertragen für Mensch und Tier gefährliche Krankheitserreger, unter anderem die Borreliose-Bakterien, die Gelenkentzündungen verursachen. In Mittelmeerländern spielen außerdem noch die durch Blutparasiten hervorgerufene Babesiose und Ehrlichiose als zeckenübertragene Infektionen eine Rolle.
Der Blutparasit Babesia canis, der die roten Blutkörperchen befällt, überträgt die Babesiose. Akute Symptome sind hohes Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitverlust. Im weiteren Verlauf kann es zu Durchfällen, blutigem Urin, Erbrechen, akutem Nierenversagen, neurologischen Symptomen und Atembeschwerden kommen.
Bei der Ehrlichiose befallen Bakterien die weißen Blutkörperchen und werden während der Blutmahlzeit der Zecke von ihr aufgenommen und dann weiter übertragen. Hauptsymptome der Erkrankung sind Fieber, Apathie, neurologische Symptome, Lahmheiten, geschwollene Gelenke, Gewichts- und Appetitverlust.
Weitere ausführliche Information unter www.esccap.de/parasiten/zecken.
Bundesverband für Tiergesundheit (BfT)