Bonn. Herzerkrankungen treten bei Hunden relativ häufig auf. Jeder zehnte Hund ist betroffen. Einige Hunderassen, meist kleinere, sind häufiger betroffen als andere und zählen zu den Risikohunderassen. Die Gefahr einer Herzerkrankung steigt zudem mit zunehmendem Lebensalter.
Was versteht man unter Herzinsuffizienz?
Eine Herzinsuffizienz liegt vor, wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Dadurch wird der Organismus mangelhaft mit Blut und Sauerstoff versorgt. Der Körper reagiert auf diesen Zustand mit einer Verengung der Blutgefäße. Bei Hunden kommt eine Herzinsuffizienz relativ häufig vor und kann genetisch vererbt oder im späteren Leben erworben sein. Die Ursachen für eine erworbene Herzinsuffizienz liegen dabei überwiegend in einer Erkrankung der Herzklappen oder des Herzmuskels.
So funktioniert der Herz-Lungen-Kreislauf
In der Lunge wird das Blut mit Sauerstoff angereichert. Das sauerstoffreiche Blut fließt von der Lunge in die linke Herzhälfte, zuerst in die Vorkammer, dann in die Herzkammer. Von dort wird es mit jedem Schlag des Herzens in den Körper und damit in das Gehirn, die Muskeln und andere wichtige Organe gepumpt. Das verbrauchte, sauerstoffarme Blut fließt aus dem Körper zurück in die rechte Herzhälfte, erst in die Vorkammer, dann in die Hauptkammer. Mit jedem Herzschlag wird das sauerstoffarme Blut aus der rechten Herzhälfte in die Lunge gepumpt, wo es mit Sauerstoff angereichert und zurück ins linke Herz geleitet wird. In diesem Kreislauf übernehmen die Herzklappen die Funktion von „Ventilen“. Sie sorgen dafür, dass das Blut in die richtige Richtung fließen kann. Sind die Herzklappen krankhaft verändert – häufig handelt es sich hier um degenerative Umbauprozesse im Bindegewebe der Herzklappen – , schließen sie nicht mehr richtig, der Blutfluss wird gestört. Ebenso gestört wird der Ablauf, wenn der Herzmuskel geschwächt ist und nicht ausreichend Blut in den Kreislauf pumpen kann – es kommt zu Stauungserscheinungen von Blut im Herzen, Lunge oder Körper, die etwa Husten oder Atemnot auslösen können.
Was sind die Ursachen einer Herzinsuffizienz?
Die chronische Klappenerkrankung ist die Hauptursache einer Herzinsuffizienz bei Hunden. Sie tritt hauptsächlich bei älteren Hunden und kleineren Rassen wie Cavalier King Charles, Yorkshire Terriern, Pudeln und Dackeln auf. Männliche Tiere sind eineinhalb- bis zweimal häufiger betroffen als weibliche. Es kommt zu Veränderungen und Verdickungen an den Herzklappen, wodurch diese bei jedem Herzschlag nur noch unvollständig schließen. Somit kommt es zum Rückfluss von Blut in die Gefäße und Organe. Zumeist ist die sogenannte Mitralklappe betroffen (Mitralklappenendokardiose), seltener die Trikuspidalklappe. Auch beide Klappen können verändert sein. Besteht die Klappenerkrankung bereits längere Zeit, kommt es zu einer Vergrößerung von Vorhof und Herzkammer. Die Krankheit verläuft in aller Regel eher schleichend.
Die sogenannte „dilatative Kardiomyopathie“ ist die zweithäufigste erworbene Herzerkrankung bei Hunden. Sie kommt fast ausschließlich bei jüngeren bis mittelalten größeren Hunden, wie dem Dobermann, Wolfshund oder der Deutschen Dogge vor. Dabei wird der Herzmuskel dünn und schwach und kann seine Pumpleistung nicht mehr erbringen. Männliche Hunde sind grundsätzlich häufiger, schwerer und früher betroffen als weibliche Tiere. Die Krankheit nimmt meist einen recht schnellen Verlauf. Es können auch Herzrhythmusstörungen auftreten, sogenannte Arrhythmien, die in einigen Fällen zum plötzlichen Herztod (Sekundentod) führen können. Bei manchen Hunden, vorwiegend Dobermänner sind betroffen, können solche Arrhythmien auftreten, bevor überhaupt erste klinische Anzeichen einer Herzerkrankung sichtbar werden.
Natürlich spielen wie beim Menschen auch beim Hund weitere Faktoren wie das Alter und das Körpergewicht eine entscheidende Rolle. Mit steigenden Lebensjahren und jedem überflüssigen Pfund nimmt das Risiko für Herzerkrankungen zu. Umso wichtiger ist es, seinen Hund gesund zu ernähren, ihm ausreichend Bewegung an der frischen Luft zu bieten und ihn regelmäßig in der Tierarztpraxis zu einer Vorsorgeuntersuchung vorzustellen. Je früher eine Herzerkrankung erkannt wird, umso besser kann dem Hund geholfen werden, ein möglichst langes Leben bei guter Lebensqualität zu haben.
Welche Symptome der Herzinsuffizienz kann der Tierhalter erkennen?
Herzerkrankungen beginnen in der Regel schleichend, da zu Beginn der Erkrankung das Herz die schlechtere Leistung durch Mehrarbeit noch kompensieren kann. Der Hund wirkt augenscheinlich gesund. Diese Phase wird präklinische Phase genannt. Herzkranke Hunde können in einem späteren Stadium müde und schlapp erscheinen. Vielleicht bleibt der Futternapf öfter unberührt stehen oder der Hund hat bereits an Gewicht verloren? Nach nur kurzen Spaziergängen kann es zu Atembeschwerden, Husten oder Ermüdungserscheinungen kommen. Bei fortgeschrittener Erkrankung treten diese Symptome bereits in Ruhe auf. Dies führt in dramatischen Fällen zu Kollaps- oder Ohnmachtsanfällen, da das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
Welche Möglichkeiten hat der Tierarzt eine Herzinsuffizienz festzustellen?
Im Rahmen einer Routineuntersuchung kann Ihr Tierarzt bereits erste Anzeichen einer Herzinsuffizienz feststellen. Entscheidend ist das Abhören von Herz und Lunge. Stellt der Tierarzt bereits frühzeitig ein krankhaftes Herzgeräusch fest, kann dies ein wichtiger Hinweis auf eine Klappenerkrankung sein, obwohl der Hund noch keine Symptome einer Herzinsuffizienz aufweist. Ein Herzgeräusch entsteht durch Verwirbelung von Blut an den Herzklappen, wenn diese nicht mehr ordnungsgemäß schließen. Dies ist häufig der erste Befund für eine Herzerkrankung. Mit Hilfe weiterführender Untersuchungen wie Röntgen, Herzultraschall, Blutuntersuchung spezieller Herzparameter (Biomarker) oder EKG ist eine eindeutige Diagnose der zugrundeliegenden Herzerkrankung möglich. Dabei zeigen sich bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz ein vergrößertes Herz, ein unregelmäßiger Herzrhythmus, eine gestörte Nierenfunktion oder Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge oder in anderen Organen.
Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es bei einer Herzinsuffizienz?
Bei Verdacht kann der Tierhalter die Therapie durch den Tierarzt unterstützen, indem er den Hund aufmerksam beobachtet. So ist insbesondere die Erhöhung der Ruhe-Atemfrequenz ein guter Hinweis auf eine Verschlechterung der Herzerkrankung. Die Atemfrequenz beim ruhenden Hund sollte 30 Atemzüge pro Minute nicht überschreiten. Ein Atemzug wird durch Heben und Senken des Brustkorbs gekennzeichnet. Eine wertvolle Unterstützung kann ein Atemtagebuch oder die Nutzung einer digitalen Applikation zur Bestimmung und Dokumentation der Atemfrequenz sein.
Obwohl es keine Heilung bei einer Herzinsuffizienz gibt, kann eine gezielte und frühzeitige medikamentöse Behandlung dem Hund ein längeres und vor allem unbeschwerteres Leben ermöglichen. Grundsätzlich geht es darum, das Herz bereits im frühen Stadium in seiner Arbeit zu entlasten, indem die Blutgefäße erweitert werden sowie den Herzmuskel zu stärken und damit die Kraft des geschwächten Herzens zu verbessern. Der Widerstand, gegen den das Herz anpumpen muss, wird auf diese Weise herabgesetzt. Das kranke Herz muss weniger Kraft aufbringen und kann den Organismus wieder effektiver mit Sauerstoff versorgen. Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf, der sogenannten klinischen Phase, werden zusätzlich entwässernde Medikamente eingesetzt.
Die Therapie einer Herzinsuffizienz beim Hund besteht aus mehreren Komponenten, die je nach Schweregrad zum Einsatz kommen. Für eine gute und dem jeweiligen Krankheitsbild angepasste Therapie stehen dem Tierarzt eine Reihe wirksamer und gut verträglicher Medikamente zur Verfügung. Entscheidend ist eine regelmäßige, tägliche und lebenslange Medikamenteneingabe.
Seit Kurzem hat sich in der Kleintiermedizin ein Umdenken bei der Behandlung von herzkranken Hunden eingesetzt. Abwarten, bis erste klinische Anzeichen einer Herzerkrankung auftreten, gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Denn neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus Langzeitstudien mit mehreren Hundert Hunden aus verschiedenen Ländern zeigen deutlich, dass eine medikamentöse Behandlung bereits in der präklinischen Phase der Erkrankung sinnvoll ist. Die präklinische Phase, in der die Hunde noch vollkommen gesund erscheinen, aber schon eine Vergrößerung des Herzmuskels aufweisen, kann durch das richtige Herzmedikament deutlich verlängert werden. Herzkräftigende Medikamente entlasten bereits in der präklinischen Phase das Herz. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen so wichtig.
Begleitende Maßnahmen
- Bewegung: Ausreichende Bewegung ist für einen herzkranken Hund sehr wichtig, allerdings gilt es zu beachten, dass die Aktivitäten regelmäßig und gleichmäßig erfolgen und das Tier nicht überfordern. Für den Patienten ist es also etwa gesünder, wenn er mehrmals täglich eine halbe Stunde ausgeführt wird als ein oder zweimal pro Woche über mehrere Stunden. Wichtig ist auch die Gleichmäßigkeit der Bewegung. Empfehlenswert sind deshalb neben Spaziergängen auch Schwimmen und langsames Laufen neben dem Fahrrad, nicht so gut geeignet ist hingegen ausgelassenes Spielen mit dem Ball.
- Ernährung: Eine gesunde Ernährung und Normalgewicht können dazu beitragen, die Lebensqualität des herzkranken Hundes über Jahre zu erhalten. Einige Nährstoffe und Nährstoffkombinationen haben herzschonende Eigenschaften und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Für herzkranke Hunde wird daher Spezialfutter angeboten. Dieses ist meist natriumarm. Andere Ergänzungsfuttermittel enthalten hochkonzentrierte Omega-3-Fettsäuren. Das sind wichtige essenzielle Fettsäuren, die der Hund nicht selbst produzieren kann, die jedoch eine große Bedeutung für die Herzgesundheit haben. Der Tierarzt kann darüber Auskunft geben.
Bundesverband für Tiergesundheit (BfT)