Grannen: Klein, schmerzhaft und gefährlich

Sulzbach/Ts. Zu spät ent­deckt wan­dern sie unbe­merkt durchs Fell und drin­gen in die Haut ein, schnell sind sie auch im Ohr oder der Nase ver­schwun­den: In den Sommermonaten ist Vorsicht gebo­ten, denn es ist Grannenzeit. Wenn sich die klei­nen, oft bors­ti­gen Pflanzenteile erst ein­mal fest­ge­setzt haben, kön­nen sie nicht nur extrem schmerz­haft sein, son­dern auch ein gro­ßes Gesundheitsrisiko für Hunde und Katzen dar­stel­len. Damit Tierhaltern ihre Vierbeiner bes­ser vor Grannen schüt­zen und im Notfall rich­tig reagie­ren kön­nen, gibt die Tierschutzorganisation TASSO, die Europas größ­tes kos­ten­lo­ses Heimtierregister betreibt, wich­ti­ge Tipps.

Hund GranneGrannen wer­den Pflanzenteilchen genannt, die sich bei­spiels­wei­se an den Ähren ver­schie­de­ner Getreidearten oder Wildgräsern befin­den. „Durch ihre spit­zen Widerhaken kön­nen Grannen schnell am Hunde- oder Katzenfell hän­gen blei­ben oder durch Körperöffnungen wie Ohren, Nase oder Augen in das Tier ein­drin­gen“, sagt die für TASSO täti­ge Tierärztin Dr. Anette Fach. Sie warnt: „Gelangt eine Granne in den Gehörgang, kann sie dort eine schmerz­haf­te Entzündung ver­ur­sa­chen und das Trommelfell schä­di­gen. Wird eine Granne beim Schnüffeln in die Nase ein­ge­at­met, kann sie unbe­han­delt durch die Atemwege bis zur Lunge wan­dern und dort Lungengewebe zer­stö­ren. Im schlimms­ten Fall kann eine Granne bis zum Gehirn vor­drin­gen, was töd­li­che Folgen für das Tier haben kann.“ Setzt sich eine Granne wie­der­um im Auge des Tieres fest, hat dies meist eine Bindehautentzündung zur Folge. In schwe­ren Fällen kann es zu Hornhautschäden bis hin zur Erblindung des Tieres führen.

Oftmals sind auch die Pfoten der Vierbeiner betrof­fen. Vor allem bei Hunden mit lan­gem Fell kann eine Granne unent­deckt blei­ben. „Im Zwischenzehenbereich drin­gen die Pflanzenteile durch die Haut ein und bil­den eit­ri­ge Abszesse. Die Grannen soll­ten unver­züg­lich in einer Tierarztpraxis ent­fernt wer­den, da sie sonst durch das Gewebe immer wei­ter nach oben wan­dern und viel Schaden anrich­ten“, erläu­tert Fach.

Grannen-Risiko mini­mie­ren
Hundehalter:innen kön­nen die Grannengefahr redu­zie­ren, indem sie ihre Vierbeiner nicht durch hohe Wiesen oder Getreidefelder ren­nen las­sen. Oftmals lösen sich Grannen bei der Ernte jedoch vom Rest der Pflanze und wer­den vom Wind in der Umgebung ver­teilt. Tierhalter:innen soll­ten daher auch abseits von Wiesen und Feldern beson­ders acht­sam sein und den Hund oder die Katze täg­lich auf die Pflanzenteile absu­chen. Dazu gehört unter ande­rem die Kontrolle der Pfoten, aber auch der Achseln und des Leistenbereiches. Weiterhin emp­fiehlt Fach bei­spiels­wei­se, das Fell an den Pfoten, haupt­säch­lich bei lang­haa­ri­gen Hunden, ein wenig zu kür­zen. „Das Kürzen kann ver­hin­dern, dass sich Grannen im Fell ver­fan­gen. Sollten sich Hundehalterinnen und Hundehalter das Kürzen des Fells an den Pfotenballen nicht selbst zutrau­en, kann dies in der Tierarztpraxis über­nom­men wer­den“, sagt Fach.

Auf Symptome ach­ten und im Notfall schnell handeln
Wenn der Ernstfall ein­ge­tre­ten ist, ist es wich­tig, dass Tierhalter:innen durch Grannen ver­ur­sach­te Beschwerden deu­ten kön­nen. Dazu gehö­ren etwa auf­fäl­lig häu­fi­ges Niesen, inten­si­ves Kratzen am Auge oder Ohr, stän­di­ges Kopfschütteln, Pfoten schle­cken oder plötz­li­ches Humpeln. Wenn der Hund wäh­rend oder nach dem Spaziergang oder die Katze nach ihrem Freigang plötz­lich eines die­ser Symptome zeigt, soll­ten Tierhalter:innen auf­hor­chen und ihr Tier sofort nach Grannen abtas­ten. Es ist wich­tig, dass die Grannen recht­zei­tig ent­deckt und ent­fernt wer­den. Wenn die Granne nur leicht in der Haut oder im Fell des Hundes oder der Katze steckt, kön­nen Tierhalter ver­su­chen, sie selbst zu ent­fer­nen. Wenn das Pflanzenteilchen jedoch schon tie­fer in den Körper des Tieres ein­ge­drun­gen ist, soll­te die Granne zügig fach­ge­recht in einer Tierarztpraxis ent­fernt wer­den. Je nach Zustand des Gewebes kön­nen neben der Entfernung der Granne auch noch wei­te­re Maßnahmen not­wen­dig sein.