PETA-Experte klärt über mögliche Risikofaktoren und Präventivmaßnahmen auf
Stuttgart. Noch immer wird der Fuchsbandwurm als Argument benutzt, um die Jagd auf Füchse zu rechtfertigen. Dabei ist die durch ihn ausgelöste Erkrankung – die alveoläre Echinokokkose – eine der seltensten Parasitosen Europas. Aufgrund des direkten Kontakts zu Füchsen zählen vorwiegend jagende Personen und bei der Jagd eingesetzte Hunde, aber auch Tierpräparatoren zur Risikogruppe. Peter Höffken, Fachreferent bei PETA, klärt über Mythen bezüglich der Ansteckungsgefahr auf und verrät Präventivmaßnahmen.
„Die Angst vor einer Ansteckung durch den Fuchsbandwurm ist praktisch unbegründet. Laut der Uniklinik Ulm ist die alveoläre Echinokokkose mit bundesweit 40 bis 70 Neuerkrankungen pro Jahr sehr selten [1]. Es gibt zudem keine Anhaltspunkte, dass der Parasit durch den Verzehr von wild wachsenden Beeren oder Pilzen übertragen wird“, so Peter Höffken. „Die Jagdausübung, bei der in Deutschland jährlich fast eine halbe Million Füchse getötet und teils gehäutet werden, ist dagegen ein großer Risikofaktor für eine Ansteckung mit der Zoonose.“
Tipps und Fakten zum Fuchsbandwurm
Ruhe bewahren: In erster Linie gilt es, das Thema sachlich anzugehen. Die Gefahr, als Mensch an den Folgen eines Fuchsbandwurmbefalls zu erkranken, ist verschwindend gering. Hat man keinen direkten Kontakt zu Füchsen, ist das Risiko nochmals deutlich kleiner.
Hunde und „Freigänger-Katzen“ regelmäßig entwurmen: Mäuse, Ratten und andere Nagetiere dienen dem Wurm als Zwischenwirt. Werden die Kleintiere von Hund, Katze oder Fuchs gegessen, findet der Parasit in ihnen einen idealen Endwirt.
Menschen sind kaum betroffen: Eine Aufnahme von Wurmeiern führt nicht automatisch zu einer Erkrankung. In den meisten Fällen wehrt das Immunsystem die Parasiten ab. Laut den Landesforsten Rheinland-Pfalz erkrankt nur einer von neun Menschen, die die Eier aufgenommen haben, an der alveolären Echinokokkose [2].
Umgang mit Obst und Früchten: Auch wenn es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Verzehr von am Boden wachsendem Obst oder Gemüse eine Fuchsbandwurmerkrankung auslöst, empfiehlt es sich grundsätzlich, Früchte aus Wald und Garten vor dem Verzehr gründlich zu waschen und stark verunreinigte Pflanzenteile dabei zu meiden.
Füchse im Garten: Fuchskot im Garten sollte mit einer Schaufel oder mit Handschuhen entfernt werden. Um eventuelle Erreger abzutöten, empfiehlt es sich, die Fundstelle mit heißem Wasser zu übergießen.
Infektion ausschließen: Wer mit einem toten Tier oder anderen potenziellen Überträgern in Kontakt gekommen ist, kann eine Infektion durch einen Bluttest ausschließen lassen. Bis zu knapp acht Wochen nach dem Kontakt lässt sich im Blutbild erkennen, ob Wurmeier aufgenommen wurden.
Jäger töten jedes Jahr allein in Deutschland bis zu einer halben Million Füchse. Jagdverbände schüren ungerechtfertigt Ängste vor dem Fuchs als Parasitenüberträger, um die Fuchsjagd rechtfertigen zu können. Wissenschaftliche Studien haben jedoch bewiesen, dass die Jagd auf die Tiere den Fuchsbandwurm weiterverbreitet und die Infektionsgefahr erhöht, statt den Parasiten einzudämmen – ähnlich wie bei der mittlerweile durch tierfreundliche Impfköder besiegten Tollwut.
Quellen
[1] Universitätsklinikum Ulm (2018): Forschung zum Fuchsbandwurm. Online abrufbar unter: https://www.uniklinik-ulm.de/aktuelles/detailansicht/forschung-zum-fuchsbandwurm.html. (6.8.2024).
[2] Landesforsten Rheinland-Pfalz: Fuchsbandwurm. Online abrufbar unter: https://www.wald-rlp.de/de/erleben/waldbesuch/fuchsbandwurm/. (6.8.2024).