Plötzlich gefiel Mato die himm­li­sche Rechtsprechung wie­der ganz unge­mein. Mutiger gewor­den, traps­te er zu Gottvater, schmieg­te sich an des­sen Bein und ließ sich mit Wonne minu­ten­lang abknud­deln. Gottvater nutz­te das eben­falls mit Wonne eben­falls minu­ten­lang aus. “Ach, sag ein­mal, wor­an bist du eigent­lich gestor­ben?“, mein­te doch tat­säch­lich da sein Herr und Meister. “Spinnia sau­rica!“, stot­ter­te Mato irri­tiert. “Weshalb frag­te der denn bloß? Ich den­ke, der ist all­wis­send?”, kam in ihm fra­gend auf. Hund wun­der­te sich doch beträcht­lich. “Ääh … what?“ gab Gott da gar nicht mehr so all­wis­send zurück. “J… ja, wau, abaaa – ich d…dachte…!“, es ende­te von Matos Seite aus in einem ziem­lich hilf­lo­sen Stottern. Dann kam ihm eine erschre­cken­de, all sei­ne hün­di­schen Glaubenssätze über den Haufen wer­fen­de Erkenntnis: Sollte die­ser Schöpfer aller Kreaturen sich zu viel des Erschaffens zuge­mu­tet und des­we­gen so all­mäh­lich die Übersicht ver­lo­ren haben? Zum Beispiel dann auch dar­über, was alles an Arten von der “spin­nia sau­rica“ auf Erden ihr Unwesen trieb. Hatte der durch die­se Überanstrengung womög­lich an Allwissenheit ein­ge­büßt? Und dem­nach auch an Allmacht?

So ver­mu­te­te Mato. Und er ver­mu­te­te rich­tig. Gottvater ließ sich auf sei­nen Thron plump­sen (im Hundehimmel ist das ein Superluxuskorb mit min­des­tens drei Kopfkissen!), stütz­te den nicht mehr so ganz all­wis­sen­den Kopf in sei­ne lin­ke Hand und dach­te nach. Brütete über “spin­nia sau­rica“, zwecks Aufpolierens sei­ner Allwissenheit. Der Rest, der ihm noch ver­blie­be­nen Allmächtigkeit soll­te ihm dabei hel­fen. Mato hat­te vol­ler Mitleid sei­nen Schöpfer beob­ach­tet. Der da so zusam­men gesun­ken saß. Sein Entschluss stand fest: “Dem schen­ke ich zum nächs­ten Geburtstag eine Ausgabe von“Brehm´s Tierleben, zwecks Wiederaufbaus des gött­li­chen Selbstbewusstseins!”.

Gaby Schumacher
Geschichte “Allmacht” ist nach­zu­le­sen auf 
www​.kein​ver​lag​.de, www​.online​-roman​.de, www.e‑stories.de

Anmerkung der Redaktion

Auf unse­re Anfrage nach einer Übernahmeerlaubnis beka­men wir die­se Antwort:

Hallo!
Gerne und mit Stolz gebe ich Dir die Erlaubnis, sie auf Deiner Internetseite zu veröffentlichen.

Übrigens muss­te er jetzt am Donnerstag fast 17-jäh­rig ein­ge­schlä­fert wer­den. Er war seit ein paar Tagen völ­lig ver­wirrt, frass nicht mehr, trank nicht mehr und guck­te mich an, sah aber durch mich hin­durch. Mato, gen. Knödelchen ist in mei­nen Armen fried­lich ohne Schmerzen ein­ge­schla­fen. Ein sehr stol­zer Hund, dem es ermög­licht wur­de, stolz in den Tod zu gehen und nicht etwa an bereits begin­nen­den Qualen elen­dig zugrun­de zu gehen (Bauchkrämpfe). Er war der ältes­te von drei Tieren, die ich gleich­zei­tig groß gezo­gen habe und zudem mein Lieblingshund.

Ich freue mich, dass Dir die­se Geschichte so gut gefal­len hat. Als ich sie damals schrieb, ahn­te ich noch nicht …

Einen lie­ben Gruß
Gaby Schumacher, Düsseldorf


Wir bedan­ken uns bei Gaby Schumacher für die Übernahmeerlaubnis und hof­fen, auch Ihnen hat die Geschichte gefal­len. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch aus­zugs­wei­se, bedür­fen der schrift­li­chen Zustimmung des der Autorin.