Sachgerechte Prävention für Hunde, die in Endemiegebiete reisen.
ESCCAP-Expertenrat von Professor Dr. Anja Joachim

Köln. Die kar­dio­vas­ku­lä­re Dirofilariose des Hundes (Herzwurmkrankheit) wird her­vor­ge­ru­fen durch Dirofilaria immi­tis, die als Adulte vie­le ande­re in der Arteria pul­mo­n­a­lis und dem rech­ten Herzen para­si­tie­ren und zu chro­ni­schen Veränderungen der Gefäßwände füh­ren. Wie einer Dirofilariose beim Hund im Praxisalltag sach­ge­recht vor­zu­beu­gen ist, erklärt Veterinärparasitologin Prof. Dr. Anja Joachim von der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Klinisch äußert sich dies durch Husten und Dyspnoe, Konditionsverlust, Erbrechen und ande­ren Anzeichen von pro­gres­si­vem Lungenhochdruck und Rechtsherzhypertrophie. Bei hoch­gra­di­gem Befall kann es zu oft töd­lich ver­lau­fen­den Obturationsstenosen der Hohlvene und Herzkammer mit dis­se­mi­nier­ter intra­va­sa­ler Koagulopathie (DIC) kom­men. Die Behandlung eines paten­ten Befalls besteht aus einer auf­wen­di­gen und lang­wie­ri­gen Anwendung von arsen­hal­ti­gem Adultizid und Maßnahmen zur Verringerung der Thrombosegefahr, daher ver­dient die Prophylaxe ent­spre­chen­de Aufmerksamkeit.

Protokolle zur Herzwurmprophylaxe
Die Herzwurmerkrankung ist als von Stechmücken über­tra­ge­ne Infektion bei Hunden in (sub-) tro­pi­schen Ländern weit­ver­brei­tet. In Europa und in den USA sind ent­spre­chen­de Protokolle zur rou­ti­ne­mä­ßi­gen Herzwurmprophylaxe (HWP) eta­bliert, die im Wesentlichen auf der wie­der­hol­ten Anwendung von Anthelminthika über die Aktivität der Stechmücken beru­hen, um eine Entwicklung von Adulten zu verhindern.

Endemiegebiete
In Europa kommt D. immi­tis in den Ländern des Mittelmeers und eini­gen öst­li­chen Gegenden (Balkan, Rumänien, Ungarn, Teile von Tschechien und der Slowakei) vor. Die Po-Ebene Oberitaliens gilt als hoch ende­mi­sches Gebiet!

Nach der Übertragung wan­dern die Larven der Herzwürmer über das Bindegewebe und die Muskelfasern zum Herzen. Dies dau­ert etwa fünf Monate. Im ers­ten Monat die­ser Wanderung sind die Larven am emp­find­lichs­ten gegen­über Anthelminthika, sodass eine Abtötung am ver­läss­lichs­ten durch wie­der­hol­te Behandlung erfolgt. Hierfür kom­men Präparate mit makro­zy­kli­schen Laktonen (Selamectin, Milbemycin oder Moxidectin) zum Einsatz. Sie wer­den in vier­wö­chi­gen Abständen vom Frühjahr bis zum Herbst bis nach Ende der Flugsaison in den Tropen ganz­jäh­rig verabreicht.

HWP-Schema bei Reisen in Endemiegebiete
Was aber ist zu emp­feh­len, wenn Hunde aus nicht ende­mi­schen in ende­mi­sche Gebiete rei­sen? Auch hier gilt die Vier-Wochen-Regel für die HWP: Innerhalb von vier Wochen nach Reiseantritt (= Beginn der Exposition) muss mit der Behandlung mit makro­zy­kli­schen Laktonen begon­nen wer­den. Diese Therapie ist in Abständen von vier Wochen bis vier Wochen nach Ende der Exposition fortzuführen.

Das bedeu­tet, bei einem Hund, der im Sommer mit den Besitzern in die Lombardei fährt, muss längs­tens vier Wochen nach Reiseantritt mit der HWP begon­nen wer­den. Diese wird alle vier Wochen bis min­des­tens vier Wochen nach Ende der Reise wie­der­holt. Bei einem Aufenthalt von 14 Tagen kann der Hund ent­spre­chend auch nach sei­ner Rückkehr das ers­te Mal behan­delt wer­den, aller­dings muss auch die­se Anwendung für einen voll­stän­di­gen Schutz ein­mal vier Wochen spä­ter wie­der­holt werden.

Vor- und Nachteile des HWP-Schemas
Eine Behandlung vor Reisebeginn im Sinne einer HWP ist nicht not­wen­dig. Die (abschlie­ßen­de) Anwendung nach der Rückkehr hat den Vorteil, dass auch gas­tro­in­testi­na­le Nematoden, die als „Reiseandenken“ mit­ge­bracht wur­den, eli­mi­niert wer­den (aller­dings kei­ne Cestoden, sodass ggf. eine sepa­ra­te Therapie mit Praziquantel oder die Verwendung eines Kombinationspräparates erwo­gen wer­den sollte).

Ein wei­te­rer Vorteil die­ses Schemas ist, dass Tiere nicht wäh­rend der Reise behan­delt wer­den müs­sen, sofern die Dauer vier Wochen nicht über­steigt. Ein Nachteil ist die nach der Reiserückkehr even­tu­ell redu­zier­te Compliance. Ein ent­spre­chen­des Besitzergespräch zur Reisenachbereitung kann Abhilfe schaffen.

Frau Professor Dr. Anja Joachim ist Leiterin des Instituts für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna). Zudem ist sie Mitglied der unab­hän­gi­gen Expertenorganisation ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) und natio­na­le Vertreterin von ESCCAP Österreich.