Bremen. Ein Hund unter dem Schreibtisch hält nicht nur die Füße warm, sondern auch die Angestellten bei ihrem Arbeitgeber. Diese und weitere Erkenntnisse zu den positiven Effekten von Bürohunden sind die Resultate einer aktuellen Befragung unter Arbeitnehmern.
Bereits 1964 beschrieb der amerikanische Psychotherapeut Boris Levinson den Effekt von Hunden als „sozialer Katalysator“. Das gilt 60 Jahre später immer noch – nicht nur in Arztpraxen, Krankenhäusern, Kindergärten und Schulen, sondern auch im Arbeitsumfeld. Bürohunde sind mittlerweile so weit verbreitet, dass sich 2014 sogar ein Bundesverband Bürohund gegründet hat. Eine interaktive Karte auf dessen Website listet mehrere Hundert Unternehmen bundesweit, die das Mitbringen von Hunden im Arbeitsalltag erlauben.
Bürohund beeinflusst Jobsuche
Eine Umfrage des Bundesverbands Bürohund legt nun nahe, dass sich Firmen zunehmend für das Konzept des Kollegen Hund öffnen: „Jeder zweite Büroangestellte in Deutschland hat die Möglichkeit, seinen Hund zur Arbeit mitzunehmen – dies gilt unabhängig davon, ob ein Hund im Haushalt vorhanden ist“, erläutert der Verbandsvorsitzende Markus Beyer die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Befragung von 705 berufstätigen Personen in Deutschland im Alter von 20 bis 69 Jahren. Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Büroangestellten in Deutschland wären sogar bereit, den Job zu wechseln, wenn sie dadurch ihren Hund zur Arbeit mitnehmen könnten. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Mitbringen von Hunden zur Arbeit eine erwünschte Praxis ist und das Potenzial hat, die Arbeitszufriedenheit und ‑treue zu verbessern“, schlussfolgert Beyer. Aus seiner Sicht ist dies in Zeiten des Fachkräftemangels eine „nützliche Information für Arbeitgeber, die sich überlegen, ob sie eine hundefreundliche Politik in ihren Büros einführen sollten“.
Kollege Hund motiviert und hält gesund
Argumente pro Bürohund gibt es tatsächlich genug – nicht nur von Hundefreunden subjektiv empfunden, sondern auch wissenschaftlich belegt. So ergab bereits 2012 eine Studie des US-amerikanischen Wirtschaftsprofessors Randolph T. Barker, dass ein Bürohund unter anderem das Stressempfinden der anwesenden Mitarbeiter senkt. Zudem führte die hundebezogene Kommunikation unter den Kollegen zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit und höherer Jobzufriedenheit – letztere ist besonders in Zeiten des Fachkräftemangels von Bedeutung.
Eine weitere Studie aus den USA kam zu dem Schluss, dass Hunde im Büro zu einer effizienteren Teamarbeit führen. Der Grund: In ihrer Funktion als sogenannte Eisbrecher erleichtern die Vierbeiner die Kommunikation und verbessern die Stimmung. Forschung in Schweden ergab ebenfalls, dass Bürohunde das soziale Klima verbesserten und zu einer besseren Gesundheit der Angestellten führten, was die Fehlzeiten reduzierte. 2020 bestätigte eine Untersuchung der britischen Gesundheitswissenschaftlerin Dr. Sophie Hall, dass Angestellte, die ihren Hund regelmäßig mit ins Büro nehmen, deutlich motivierter sind als Kollegen, die ihr Tier zu Hause lassen.
Tierkontakt produziert Glückshormone
Hintergrund des positiven Effekts von Bürohunden ist vermutlich die Tatsache, dass Tierkontakt verschiedene Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben kann: Er sorgt dafür, dass das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird. Gleichzeitig wird das Stresshormon Cortisol reduziert und Blutdruck sowie Herzfrequenz sinken.
Quelle: Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft