Bonn. Zur harmonischen Bewegung gehört ein ungestörtes Zusammenspiel von Knochen, Muskeln und Bändern. Um dies zu gewährleisten, sind die Gelenke als bewegliche Verbindung der starren Knochen ganz speziell und sehr funktionsfähig aufgebaut: Gelenke bestehen aus einer Gelenkkapsel, die das Gelenk nach außen abschließt. Innen sind sie mit einer Synovialmembran ausgekleidet, die die Gelenkflüssigkeit, also die sogenannte »Gelenkschmiere« (Synovia) bildet.
Die Knochenenden sind mit einer Knorpelschicht überzogen. Dieser Gelenkknorpel hat eine besonders wichtige Aufgabe, denn er besitzt eine enorme Pufferwirkung (»Stoßdämpfer«) und ist somit für die Stoß- und Druckfestigkeit des Gelenks und die Druckdämpfung jeder Bewegung zuständig. Ohne diese Dämpfung wäre ein geschmeidiges Bewegen, geschweige denn ein Belasten der Gelenke, gar nicht möglich. Bereits ein kleiner Fehler in diesem ausgeklügelten System kann schwerwiegende Folgen haben.
Eine chronische Gelenkerkrankung bezeichnet man als Arthrose. Diese beginnt mit einer Verletzung im Gelenkknorpelbereich. Ursache solcher Knorpelschäden können unter anderem traumatische Verletzungen (Zerrung, Verstauchung), Wachstumsstörungen, die Folgen anatomischer Fehlstellungen (Hüftdysplasie), übermäßiger Verschleiß bei alten oder übergewichtigen Tieren oder die Folge bakterieller Infektionen sein.
In jedem Fall kommt es zu einer Reihe von Veränderungen: Der geschädigte Knorpel provoziert eine Entzündung der Synovialmembran, die Membran schwillt stark an und sezerniert vermehrt Synovia (Reizerguss). Dies und eine gleichzeitige Entzündung der Gelenkkapsel führen zur Schwellung und verstärkten Durchblutung des Gelenks. Die Entzündungssymptome Rötung, Schwellung, Schmerz und Funktionsstörung des Gelenks (Lahmheit) werden sichtbar. Im Anschluss daran kommt es zu einer faserigen Verdickung der Gelenkkapsel, zur Ausbildung sogenannter »Osteophyten« (Zubildungen am Knochen) und zur irreversiblen Gelenkknorpeldegeneration. Eine chronische Gelenkerkrankung – die Arthrose – ist entstanden.
Die Therapien von Erkrankungen des Bewegungsapparates reichen von strikter Ruhe, Einsatz von Wärme, gezieltem Bewegungstraining zum Muskelaufbau, spezieller Medikamentengabe, Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion bis zu größeren orthopädischen OPs.
Den Schmerz lindern
Alle therapeutischen Maßnahmen haben zum Ziel, die Schmerzhaftigkeit der Erkrankung zu bekämpfen und vor allem die Gelenkfunktion zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Sinnvolle und tatkräftige Unterstützung finden die verschiedenen Therapiemöglichkeiten durch den Einsatz entzündungshemmender und zugleich schmerzstillender Mittel. Es stehen aufgrund intensiver Forschung geeignete Medikamente für die Kurz- und Langzeittherapie zur Verfügung, die speziell für den Hund und seine Bedürfnisse entwickelt wurden. Sie sind gut verträglich und lassen sich einfach verabreichen und exakt dosieren. Die durch die Entzündung verursachte Gelenkzerstörung kann gestoppt werden, akute Prozesse heilen schneller aus und chronische Erkrankungen werden für den Patienten erträglich gemacht. Nicht umsonst sind die Lebensqualität und Lebenserwartung vieler alter, an Arthrose leidender Hunde deutlich höher geworden.
Weiterhin stehen Ergänzungsfuttermittel zur Verfügung, die bei „Risikogruppen“ vorbeugend oder therapiebegleitend eingesetzt werden können. Prophylaxe ist beispielsweise in der Aufzucht von Welpen und Junghunden sinnvoll. Auch körperlich stark beanspruchte Hunde kann man so vor Sportverletzungen und Verschleiß schützen.
Hilfe für Hunde mit chronischen Schmerzen
Wenn der Tierarzt eine chronisch fortschreitende Erkrankung wie Arthrose festgestellt hat, wird er wahrscheinlich ein Schmerzmittel verschreiben. Zusätzlich zur Therapie mit Schmerzmitteln gibt es unterstützende Maßnahmen, die der Tierhalter selbst durchführen kann:
- Kontrollierte Bewegung hilft dabei, Gewicht zu reduzieren, Muskelkraft zu erhalten, und die Beweglichkeit der Gelenke mit der Zeit zu verbessern.
- Abnehmen beseitigt bei Hunden mit Übergewicht die unnötige zusätzliche Belastung der schmerzenden Gelenke.
- Ergänzungsfuttermittel oder ein Futter mit einem hohen Anteil essenzieller Fettsäuren können ebenfalls helfen.
- Gut gestaltete, regelmäßige Physiotherapie (besonders nach chirurgischen Eingriffen) kann Schmerzen lindern, die Kondition aufbauen und die Beweglichkeit der Gelenke erheblich verbessern.
- Ein festes Hundebett an einer warmen, zugfreien Stelle unterstützt die Gelenke und erleichtert das Aufstehen.
Bundesverband für Tiergesundheit (BfT)