PETA fordert Onlinehandel auf, Tierverkauf endlich einzustellen

Stuttgart. Illegaler Welpenhandel mit euro­pa­wei­tem Ausmaß: Eine aktu­el­le PETA-Aufdeckung zeigt das enor­me Leid hin­ter der „Massenproduktion“ von Hundewelpen in Europa. Während der Recherche hat PETA mehr als 200 Transportdokumente von 6.000 Welpen aus dem Jahr 2023 aus­ge­wer­tet und zurück­ver­folgt. Demnach star­ben etwa sechs Prozent der Hundekinder bereits beim Transport, Überlebende waren oft­mals lebens­lang krank und ver­hal­tens­auf­fäl­lig. Die PETA zuge­spiel­ten Videoaufnahmen aus Hundezuchten zei­gen ver­dreck­te Zwinger und Wurfboxen, in wel­chen aus­ge­zehr­te Hundemütter ihr gesam­tes Leben Nachwuchs „pro­du­zie­ren“ müs­sen und ver­stör­te Welpen unter unhy­gie­ni­schen Bedingungen vor sich hin vege­tie­ren. Allein auf den meist­ge­nutz­ten euro­päi­schen Internetportalen konn­ten an einem belie­bi­gen Tag etwa 438.000 Welpeninserate gezählt wer­den. [1] Damit sind Anzeigenportale die am häu­figs­ten genutz­te Plattform, um „pro­du­zier­te“ Welpen zu kau­fen. Deutschland ist bei die­sem kri­mi­nel­len Geschäft neben Belgien, Großbritannien und Frankreich ein wich­ti­ges Ziel- und Transitland für die meist in Osteuropa ver­mehr­ten Vierbeiner. Auch hin­sicht­lich der mas­siv über­füll­ten Tierheime for­dert PETA alle Onlineplattformen auf, den Verkauf füh­len­der Lebewesen end­lich ein­zu­stel­len. Außerdem appel­liert die Tierrechtsorganisation an alle Menschen, Tiere nicht im Internet oder beim Züchter zu kau­fen, son­dern aus dem Tierheim zu adoptieren.

„Die Szenen und Dokumente der PETA-Veröffentlichung sind nur schwer zu ertra­gen. Sie zei­gen auf, welch immenses Ausmaß der kri­mi­nel­le Handel mit füh­len­den Lebewesen in ganz Europa mitt­ler­wei­le ange­nom­men hat“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tie­ri­sche Mitbewohner bei PETA. „Deutschland ist auf­grund feh­len­der Gesetze und Einschränkungen ein wich­ti­ger Player im euro­pa­wei­ten, oft kri­mi­nel­len Welpenmarkt. Wir müs­sen uns alle dafür ein­set­zen, dass das tier­quä­le­ri­sche Geschäft end­lich gestoppt wird und Menschen ihre Tiere aus dem Tierschutz adop­tie­ren statt kau­fen. Denn Tiere sind kei­ne Ware.“

Das Geschäft mit Tierkindern floriert

Der Welpenhandel ist unter den Top drei des euro­päi­schen Schwarzmarktes. Mit einem geschätz­ten jähr­li­chen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro sind ille­gal „pro­du­zier­te“ Hundewelpen ein gewinn­brin­gen­des Geschäft für Kriminelle. [2] Auch, weil laut EU-Kommission knapp 60 Prozent aller Hunde- und Katzenverkäufe mitt­ler­wei­le über den Online-Markt statt­fin­den [2] und die jeder wegen feh­len­der Regulierungen Tiere Hundewelpen aus grausamen Produktionsstättenvoll­kom­men anonym anbie­ten und ver­kau­fen kann. Etliche PETA vor­lie­gen­de Screenshots bele­gen, dass eini­ge Händler die Tiere mitt­ler­wei­le über sozia­le Netzwerke wie WhatsApp oder Viber unter­ein­an­der anbie­ten und ver­kau­fen. Den Auswertungen zufol­ge wer­den allein in Deutschland monat­lich zwi­schen 17.000 bis 20.000 Welpen-Annoncen geschal­tet. Onlineplattformen wie Quoka, dein­etier­welt, edogs, markt​.de oder snautz​.de, auf denen füh­len­de Lebewesen wie Ware ver­scher­belt wer­den kön­nen, bie­ten kri­mi­nel­len Handelsleuten gera­de­zu einen Anlass, immer mehr Tiere zu „pro­du­zie­ren“, wäh­rend die Tierheime bereits über­lau­fen. Aber auch Tiere in „lega­len“ Verkaufsstätten stam­men aus der mas­sen­haf­ten „Welpenproduktion“. Zwei gro­ße Hundehändler in Deutschland und Belgien bezo­gen ihre Welpen aus zahl­rei­chen Zuchtstätten in Osteuropa.

Enormes Tierleid für den Profit
Kriminelle Händler beliefern HundeverkaufsstättenLaut Tierschutz-Hundeverordnung dür­fen Welpen in Deutschland ab der ach­ten Lebenswoche von ihrer Mutter getrennt wer­den. Da sich aber vor allem beson­ders klei­ne, nied­li­che Hundekinder ver­kau­fen las­sen, ver­kau­fen Hundehändler die Tiere meist schon im Alter von drei bis vier Wochen. Durch die feh­len­de Sozialisierung in der wich­ti­gen Prägephase zei­gen vie­le der Welpen spä­ter Verhaltensstörungen, die oft ein Leben lang blei­ben. Da die Hundekinder in den Zuchtanlagen weder geimpft noch ent­wurmt wer­den, lei­den sie häu­fig unter Parasiten, Wurmbefall, Entzündungen und Virusinfektionen. In vie­len Fällen ver­lau­fen infek­tiö­se Krankheiten wie Staupe und Parvovirose töd­lich. Um nach Deutschland ein­zu­rei­sen, benö­ti­gen die meist in Polen, Ungarn, Slowenien, Tschechien, Rumänien oder der Slowakei ver­mehr­ten Welpen neben einem EU-Heimtierausweis und Mikrochip außer­dem eine Tollwutimpfung. Diese ist jedoch erst ab der voll­ende­ten 15. Lebenswoche gül­tig. Kriminelle Händler umge­hen dies, indem sie die Tiere oft mit gefälsch­ten Heimtierausweisen über die Grenze schleu­sen. Dies macht den Tierhandel nicht nur tier­schutz­wid­rig, son­dern auch ille­gal. Hinzu kommt der extre­me Stress durch die lan­gen Fahrtwege, bei wel­chen die Welpen oft­mals zusam­men­ge­pfercht in klei­nen Boxen und sti­cki­gen Transportern sit­zen. Ihre Mütter ver­brin­gen größ­ten­teils ihr gesam­tes Leben in den grau­en­haf­ten Verschlägen. Sind sie für die Züchter nicht mehr „pro­duk­tiv“ genug oder zu alt, wer­den sie in der Regel getö­tet oder ausgesetzt.

Adoptieren statt kau­fen! Tiere sind kei­ne Ware
In Deutschland war­ten jähr­lich etwa 350.000 nicht mehr gewoll­te Tiere in Tierheimen auf ein neu­es Zuhause. 25 bis 30 Prozent blei­ben ein Jahr oder län­ger dort. Viele Einrichtungen haben in den ver­gan­ge­nen Monaten einen Aufnahmestopp ver­hängt. PETA appel­liert daher an alle Menschen, die Zucht nicht zu unter­stüt­zen und statt­des­sen ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30. Jubiläum. Zu die­sem Anlass for­dert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutz­wür­di­gen Interessen, aner­kannt wer­den und bestimm­te Grundrechte erhal­ten. PETAs Motto lau­tet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen expe­ri­men­tie­ren, sie essen, sie anzie­hen, sie uns unter­hal­ten oder wir sie in irgend­ei­ner ande­ren Form aus­beu­ten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismusein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere auf­grund ihrer Artzugehörigkeit abge­wer­tet werden.

Quellen
[1] EU Dog and Cat Alliance (2020): Online pet adver­ti­sing in the EU: the cost con­ti­nues to rise. Abrufbar unter: www​.dogan​dcat​wel​fa​re​.eu/​m​e​d​i​a​/​p​u​b​l​i​c​a​t​i​o​n​t​e​m​p​/​E​U​P​A​A​G​_​R​e​p​o​r​t​_​F​I​N​A​L​_​l​o​w​_​r​e​s​_​4​z​4​Y​1​8​B​.​pdf. (16.5.2024).
[2] Europäische Kommission (2023): Mehr Tierschutz: EU-Kommission will Reform der Transportregeln und ein­heit­li­che Tierwohl-Standards für Hunde/Katzen. Pressemitteilung vom 7.12.2023. Abrufbar unter: germany.representation.ec.europa.eu/news/mehr-tierschutz-eu-kommission-will-reform-der-transportregeln-und-einheitliche-tierwohl-standards-2023–12-07_de. (16.5.2024).

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