Bundestierärztekammer rät bei Erziehungsproblemen zur Beratung durch den Tierarzt
Berlin. „Hundeflüsterer“, „Hundepsychologen“ und andere selbst ernannte Experten boomen momentan im deutschen Fernsehen und verunsichern mit ihren zum Teil umstrittenen Methoden viele Hundebesitzer.
Die Bundestierärztekammer weist darauf hin, dass „Hundepsychologe“, „Hundtherapeut“, „Hundetrainer“ oder ähnliche Wortschöpfungen keine geschützten Berufsbezeichnungen sind und es auch keine einheitliche Ausbildung in diesen Tätigkeitsfeldern gibt. „Hundehalter, die Rat und Hilfe suchen, geraten darum in vielen Fällen an unzureichend qualifizierte selbsternannte Experten, und das kann dem Hund und der Hund-Mensch-Beziehung erheblich schaden“, weiß Prof. Dr. Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer.
Wichtig sei es daher auch, die im Fernsehen gezeigten Erziehungsmaßnahmen nicht ungeprüft am eigenen Hund auszuprobieren. Das könne im Zweifel gefährlich werden. Hundehaltern, die bei Problemen oder Verhaltensauffälligkeiten ihres Hundes nicht mehr weiterwissen, rät Dr. Hildegard Jung, Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie und Mitglied im Ausschuss für Hundehaltung der Bundestierärztekammer: „Halten Sie unbedingt Rücksprache mit einem entsprechend qualifizierten Tierarzt oder dem Haustierarzt. Es gibt mittlerweile in Deutschland über 300 Tierärzte, die sich auf Verhaltenstherapie spezialisiert haben. In manchen Fällen liegen Verhaltensproblemen auch organische Ursachen zugrunde, die nur ein Tierarzt feststellen kann.“
Besonderes Augenmerk legt die Verhaltensexpertin darauf, Kindern den angemessenen Umgang mit Hunden beizubringen und dadurch das Risiko von Hundebissen zu verringern. „Kinder werden aufgrund ihres neugierigen, sorglosen Verhaltens doppelt so häufig wie Erwachsene von einem Hund gebissen – übrigens meist von dem eigenen.“ Ein Risiko, das sich durch seriöse, wissenschaftlich evaluierte Präventionsarbeit in Kindergärten, Kitas oder Schulen, minimieren lässt, betreut durch speziell geschulte Pädagogen und Tierärzte.
Ein gutes Beispiel ist das Programm „Der Blaue Hund“ der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG), einer Mitgliedsorganisation der Bundestierärztekammer. Das länderübergreifende Projekt zur Hundebiss-Prävention hat das Ziel, Bissverletzungen bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren zu verhindern. In einer interaktiven Computergeschichte mit dem „Blauen Hund“ in der Hauptrolle lernen Kinder mit ihren Eltern, wie man mit dem eigenen Hund gefahrlos umgeht. Das dazugehörige Begleitbuch erklärt auf 50 Seiten die einzelnen Szenen, gibt wertvolle Tipps zum Verhalten gegenüber dem eigenen Hund und hält wissenschaftliches Hintergrundwissen bereit. Weitere Infos unter www.der-blaue-hund.de.
Bundestierärztekammer
Grafik: © DVG