Bremen. Mit Hund aufwachsen oder nicht: Macht das einen Unterschied in Bezug auf die sozioemotionale Entwicklung? Eine spanische Studie sagt ja – und zwar überdeutlich und bei Mädchen wie Jungen gleichermaßen.
Hunde und Kinder verstehen sich oft intuitiv. Die Spielgefährten auf vier Pfoten haben nicht nur eine motivierende und mobilisierende Wirkung auf die Jüngsten. Sie regen auch dazu an, sich zu öffnen und mehr zu kommunizieren. Kein Wunder, dass Therapeuten in verschiedensten Feldern wie Ergotherapie, Logopädie, aber auch Psychologie und Psychiatrie auf entsprechend ausgebildete Hunde als Co-Therapeuten setzen. Auch im schulischen Rahmen profitieren Kinder und Jugendliche von Hunden, die im Unterricht entweder nur anwesend sind oder aktiv in einzelne Stunden eingebunden werden. Im Förderunterricht hören die Vierbeiner geduldig zu, während die Schüler sich am Vorlesen oder Kopfrechnen üben – und zwar im kleinen Rahmen, ohne Gefahr zu laufen, dass sich andere Kinder über sie lustig machen. Denn ein freundlicher Hund wertet nicht, lacht nicht und freut sich über jede Aufmerksamkeit.
Familienhunde erfüllen Aufgaben im Alltag
Angesichts dieser zahlreichen wissenschaftlich belegten positiven Effekte des Hundekontakts auf Kinder liegt es nahe, dass die Tiere nicht nur im therapeutischen und pädagogischen Kontext eine Wirkung erzielen. Auch im Alltag übernehmen Hunde verschiedene Aufgaben als Sozialpartner, Spielgefährten, Zuhörer, Lernhelfer oder Sportkameraden. Ein Forscherteam um den Verhaltens- und Entwicklungspsychologen Jorge-Manuel Dueñas von der Universitat Rovira i Virgili im spanischen Tarragona ging deshalb der Frage nach, ob das Zusammenleben mit einem Familienhund Einfluss darauf haben kann, wie Kinder sich langfristig entwickeln.
Hunde machen sozial kompetent
Die Forscher untersuchten insbesondere die sozioemotionale Entwicklung von Kindern, speziell bezogen auf den Faktor Heimtier Hund. Zudem wurde untersucht, ob dabei zwischen Mädchen und Jungen Unterschiede bestehen. An der Studie nahmen 120 Kinder zwischen drei und fünf Jahren teil – bei der Hälfte davon lebte ein Hund mit in der Familie, bei der anderen Hälfte nicht.
Bei allen Kindern wurde klinisch bewertet, welche sozio-emotionalen Entwicklungsmeilensteine die Kinder zu verschiedenen Zeitpunkten erreicht hatten – beispielsweise, was das Selbstbild oder die eigene soziale Rolle betrifft. Zudem wurden erworbene Kompetenzen wie Teamfähigkeit oder das Ausdrücken von Gefühlen und Neigungen untersucht.
Die Studie, deren Ergebnisse im „Journal of Child and Family Studies“ veröffentlicht wurden, zeigte klar: Hunde nehmen Einfluss auf die kindliche Entwicklung. So waren die Mädchen und Jungen mit einem Hund zu Hause in allen untersuchten Faktoren weiter fortgeschritten.
Weitere Forschung ist erwünscht
„Diese Ergebnisse regen zur Diskussion und zu weiterer Forschung über die Beziehungen zwischen Hunden und Menschen an“, schlussfolgert Studienleiter Dueñas. „So wäre es interessant zu analysieren, welche Wechselwirkung mit anderen sozialen, familiären und persönlichen Variablen besteht und ob die Unterschiede während der Jugend bis ins Erwachsenenalter hinein erhalten bleiben.“
Quelle: Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft