Düsseldorf. Hunde haben sen­si­ble Sinne. Wenn wir noch lan­ge nichts hören, dre­hen sie schon das Ohr und heben den Kopf. Noch über­le­ge­ner sind sie uns, was das Riechen betrifft. So wer­den Hunde immer öfter und in immer mehr Bereichen als Unterstützer eingesetzt.

HundenaseEine Hundenase ist dem mensch­li­chen Geruchssinn stark über­le­gen: Während wir etwa fünf Millionen Riechzellen haben, kön­nen es bei Hunden deut­lich über 200 Millionen sein, je nach Rasse und Nasenform unter­schied­lich aus­ge­prägt. Auch der für das Riechen zustän­di­ge Hirnbereich ist bei Hunden deut­lich spe­zia­li­sier­ter. Sie kön­nen nicht nur sehr viel fei­ne­re Gerüche und Nuancen wahr­neh­men, son­dern auch die Richtung bestim­men, aus der ein Geruch kommt. Die Geschwindigkeit und Frequenz, mit der Gerüche auf­ge­nom­men und ana­ly­siert wer­den kön­nen, sind eben­falls viel­fach höher als beim Menschen.

Wie wird der Geruchssinn der Hunde eingesetzt?
Im Einsatz wer­de „grund­sätz­lich unter­schie­den, ob Hunde eine Spur aus­ar­bei­ten, also etwa einer Fährte fol­gen, oder eine Witterung auf­neh­men sol­len, die sie bei Erkennen anzei­gen“, beschreibt Jennifer Tschipang. Die Hundeführerin hat die Ausbildungsstätte Tiergestützte Interaktion & Coaching (TIC) gegrün­det und bil­det dort mit dem Angebot „Dein Spürhund“ Hunde aus. Für die Fährtensuche oder das Mantrailing, das Verfolgen der Duftspur einer bestimm­ten Person, benö­ti­gen die Tiere einen Referenzgeruch, dem sie fol­gen sol­len. Dafür rei­chen den Hunden die weni­gen Geruchspartikel in der Luft oder an Gegenständen, nach­dem die gesuch­te Person vor­bei­ge­gan­gen ist. Die Hunde wer­den dar­auf trai­niert, sich auf einen indi­vi­du­el­len Geruch zu kon­zen­trie­ren und alle ande­ren Eindrücke aus­zu­blen­den. Zu Beginn sind das klei­ne Suchaufgaben auf begrenz­tem Raum – etwa nach Teebeuteln. Dann kom­men grö­ße­re Suchgebiete und wei­te­re Gerüche als Ablenkung dazu. Findet der Hund das Objekt oder die Person, bekommt er eine Belohnung. Am Ende geht es dar­um, das Ziel auch unter wid­ri­gen Bedingungen zu fin­den und dem Hundeführer bei der Suche wich­ti­ge Informationen anzu­zei­gen. Diese Ausbildung dau­ert in der Regel zwei Jahre. Dabei wird auch die Führungsperson geschult, da sie die nöti­gen Schlüsse aus dem Verhalten des Hundes zie­hen muss: Mensch und Tier funk­tio­nie­ren immer nur im Team.

Spezialisierung auf bestimm­te Gerüche
Hunde haben ein gutes Geruchsgedächtnis und kön­nen sich rund 15 ver­schie­de­ne Gerüche mer­ken. Bemerken sie einen davon, reagie­ren sie und zei­gen das ihrem Hundeführer an. „Mit grö­ße­rem Umfang der Aufgaben kön­nen aber auch Irrtümer ein­tre­ten. Daher sind Spezialisierungen durch­aus sinn­voll“, sagt die Expertin. So sind man­che Hunde Experten für einen oder weni­ge fes­te Gerüche – zum Beispiel für Sprengstoff, Drogen oder Datenträger, aber auch für bestimm­te Lebewesen. Bettwanzenspürhunde hel­fen etwa dabei, die­se Schädlinge zu bekämp­fen. Artenschutzspürhunde hel­fen wie­der­um bei Bauprojekten, schnel­ler auf­zu­klä­ren, ob noch geschütz­te Arten im ent­spre­chen­den Bereich leben. Und wer­den all­ge­mein Menschen nach einer Lawine oder einem Erdbeben gesucht, kön­nen ent­spre­chend aus­ge­bil­de­te Hunde auch ohne Referenzgeruch Menschen aufspüren.

Nasenarbeit: Ist jeder Hund gleich gut geeignet?
Rettungshund in den BergenDer Geruchssinn ist bei allen gesun­den Hunden gut aus­ge­prägt, weil sie sich damit stän­dig über ihre Umgebung infor­mie­ren und über Geruchsmarkierungen mit Artgenossen kom­mu­ni­zie­ren. „Je nach Rasse gibt es aber Schwankungen, die noch wei­ter unter­sucht wer­den müs­sen. Bei Hunden mit lan­gen Schnauzen ver­mu­tet man bis­her einen deut­lich aus­ge­präg­te­ren Geruchssinn als bei Vierbeinern mit kur­zer Nase. In der Wissenschaft wird dis­ku­tiert, ob der weit grö­ße­re Einfluss nicht die unter­schied­lich aus­ge­präg­te Motivation zum Suchen sein könn­te“, erklärt Tschipang. „In man­chen Feldern ist es sinn­voll, nach beson­ders geeig­ne­ten Rassen zu schau­en, etwa nach einem Stöberhund wie dem Cocker Spaniel für die Jagd oder einem folg­sa­men, arbeits­wil­li­gen Malinois für die Polizeiarbeit. Dann ver­spricht die Ausbildung mög­lichst gro­ßen Erfolg. Bei den frei­en Hundeführern, also etwa Rettungs- oder Anzeigehunden, gibt es mitt­ler­wei­le aber vie­le ver­schie­de­ne Rassen und auch Mischlinge.“

Suchspiele bie­ten Spaß für Hund und Halter
Jeder Hundehalter kann und soll­te ein­mal Spürhundeaufgaben aus­pro­bie­ren, emp­fiehlt die Expertin: „Es ist eine art­ge­rech­te Beschäftigung, die die Bindung zu den Haltern ver­stär­ken kann. Und im Grunde sind alle Hunde, die gesund und fit sind, ganz unab­hän­gig von ihrer Rasse im Freizeitbereich dafür geeig­net.“ Zum Beispiel bie­ten sich ein­fa­che Suchspiele an, bei denen man den Hund zuerst am gesuch­ten Objekt schnup­pern lässt, es dann ver­steckt und ihn suchen lässt. Man kann aber auch pri­vat die Personensuche trai­nie­ren, indem sich eine wei­te­re Person ver­steckt und gefun­den wird. Haben Hund und Halter Spaß dar­an, kann sich dar­aus auch mehr ent­wi­ckeln. In der Internationalen Rettungshunde Organisation (IRO) sind eini­ge deut­sche Vereine und Verbände Mitglied, die für den Einsatz in ehren­amt­li­chen Rettungshundestaffeln aus­bil­den: www​.iro​-dogs​.org. Auch im Hundesport ist Mantrailing inzwi­schen ver­brei­tet. Hier kön­nen Interessierte nach Vereinen mit ent­spre­chen­dem Angebot suchen: www​.dvg​-hun​de​sport​.de.

Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.