Die Netflix-Doku „Was Hunde denken“ begeistert gerade viele Menschen auf Netflix. Wenig begeistert ist die auf Verhaltensbiologie spezialisierte Hundetrainerin Anne Bucher.
Leverkusen. „Die Netflix-Dokumentation zeigt schöne Bilder von Hunden, die schnell geschnitten sind und zusammengefasst emotional wirken, aber insgesamt werden zu viel Meinungen als Tatsachen verkauft. Aussagen wie, dass 20 Prozent der Hunde unter ADHS leiden, sind mehr als fragwürdig.
Letztlich ginge es in der Dokumentation nicht darum, was Hunde denken, sondern darum, wie Assistenzhunde in den USA ausgebildet werden. Die Erkenntnis, dass wir Hunde mit Freundlichkeit behandeln sollen, sei zwar grundsätzlich zu begrüßen, aber auch nicht neu.
Versuche, Hunden eine Sprache anhand von Buttons mit unterschiedlicher Bedeutung beizubringen, seien zwar putzig, würden aber wissenschaftlich nicht eingeordnet. „Hinzu kommt, dass Hunde ohnehin ständig mit uns kommunizieren. Sei es durch ihre Körperhaltung oder mit Lauten – wichtiger wäre es, Hundehaltern die Sprache ihrer Vierbeiner näherzubringen, anstatt Hunde zu vermenschlichen. Hinzu kommt, dass manche Aussagen in der Dokumentation schlicht falsch sind.
Die Aussage, dass Schwanzwedeln in Kombi mit Po-Wackeln immer eine gute Emotion bedeutet, ist völlig daneben. Nicht selten handelt es sich dabei um submissives Verhalten, das Aggressionsverhalten beim Gegenüber verringern soll“, so Anne Bucher.
Ihr Fazit: Im Großen und Ganzen geht es in der Dokumentation nicht darum, was Hunde denken oder fühlen, sondern wie Menschen sie am besten nutzen können. Insgesamt sei eine solche Dokumentation gefährlich, denn sie führe bei Hundehaltern zu Frustration, wenn die Hunde dann doch nicht so funktionieren wie erhofft.
Menschen, die glauben, dass sie selbst der Mittelpunkt eines jeden Hundelebens seien, ignorieren leicht die Grundbedürfnisse von Hunden, was schnell zu Aggressionen und Verhaltensauffälligkeiten führe. Eine gefährliche Kombination, wenn man bedenkt, dass in Deutschland fast 13 Millionen Hunde leben.
Über Anne Bucher
Anne Bucher, www.annebucher.com, ist ausgebildete Hund- und Tiertrainerin, Life-Coach und eine im deutschsprachigen Raum gefragte Vortragrednerin und Dozentin. Nach vielen Jahren in der Tierrettung wollte sie verstehen, wie sich Probleme nach der Vermittlung vermeiden lassen. Aus der Faszination für die Verhaltensbiologie der Hunde wurde ein eigenes Konzept: Anders mit Hund. Das bedürfnisorientierte Training zielt auf die Entwicklung von Hund-Mensch-Teams und kommt ohne Gewalt und Zwang aus. Basis ist ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Psychologie von Hunden, gepaart mit den Anforderungen an das Leben in der modernen Gesellschaft. Neben ihrer Ausbildung als Hunde-Trainerin hat Anne Bucher zahlreiche Fortbildungen unter anderem in den Bereichen Physiotherapie und Ernährungsberatung für Hunde absolviert. Sie hat bereits tausenden Hund-Mensch-Teams zu einem besseren Verständnis und entspannterem Zusammenleben verholfen.